Hören | Der Lebensraum des Bibers ist das Wasser
Biber leben an bzw. in Binnengewässern aller Art, sowohl an Fließgewässern vom kleinen Bach bis zum großen Fluss als auch an Teichen und Seen. Zu kleine Bäche und Gräben vergrößert er aktiv durch den Bau von Dämmen. Wichtig für sein Vorkommen ist vor allem genügend Winternahrung in Form von ufernahen Weiden, Pappeln und anderen Gehölzen mit nahrhafter Rinde. Um an die junge Rinde und junge Triebspitzen zu gelangen, werden die Bäume durch den Biber gefällt. Da Biber sich nur ungern weit abseits der Gewässer aufhalten, sollte die Nahrung in höchstens 20 bis 30 m Entfernung zum Ufer verfügbar sein.
Biber tolerieren die Nähe von Menschen, wenn das Umfeld des Baus bzw. der Burg störungsarm ist. Bei geeigneter Uferstruktur und genügend Nahrung in Form von Weichhölzern können Biber auch an Gewässern innerhalb von Siedlungen und Städten leben. Bekannt sind unter anderem die Biber in der lettischen Hauptstadt Riga.
Die Wohnstätte des Bibers ist eine Burg
Biber bauen eine Burg, einen Erdbau oder einen sogenannten Mittelbau. Ist das Ufer des Gewässers ausreichend steil und hoch, gräbt der Biber einen reinen Erdbau. Da der Eingang unter Wasser liegt, ist dieser von außen meistens kaum erkennbar.
Ist das Ufer sehr flach, baut der Biber eine oberirdisch liegende Knüppelburg, die eine stattliche Höhe von deutlich über zwei Metern erreichen kann. Auch bei der oberirdischen Burg gräbt der Biber einen unter dem Wasserspiegel liegenden Eingang.
Die häufigste Form der Biberbehausung ist der sogenannte Mittelbau, eine Mischform aus Erdbau und Burg. Im unteren Teil hat der Mittelbau den Charakter eines Erdbaus, der sich oberhalb der Erdoberfläche als Knüppelburg fortsetzt. Eingebauter Schlamm dichtet den Mittelbau bzw. die Burg ab, so dass die Biberbehausung über eine gute Wärmeisolation verfügt.
Fällt der Baueingang trocken oder ist das Wohngewässer zu klein bzw. der Wasserstand nicht ausreichend tief, können Biber ihre berühmten Dämme bauen und so das Wasser aufstauen. Die Dämme bestehen aus Stammteilen, Ästen, Zweigen, krautigen Pflanzen und Erde bzw. Schlamm. Dämme werden gebaut, wenn die Wassertiefe etwa 70 bis 80 cm unterschreitet oder wenn die Biber ihre Wege zwischen dem Bau bzw. der Burg und den Nahrungsplätzen nicht mehr schwimmend zurücklegen können.
Die Dämme können beachtliche Größen und Höhen erreichen und lassen neue Lebensräume entstehen. Insbesondere in gebirgigen Landschaften sind die Stauteiche des Bibers oft die einzigen natürlichen Stillgewässer und wertvolle Lebensräume für viele andere Arten.
Wohndämme dienen der Sicherung des Baus bzw. der Burg und gewährleisten, dass der Eingang stets unter der Wasseroberfläche liegt. „Erntedämme“ werden dagegen angelegt, um schwimmend zu wichtigen Nahrungsquellen gelangen zu können, z. B. in Feldgräben, um Äcker mit nahrhaften Feldfrüchten auf dem Wasserweg zu erreichen [1].
Biber sind Veganer
Biber sind reine Pflanzenfresser, ihre Hauptnahrung ist im Winter die frische junge Rinde von Gehölzen, insbesondere von Weichhölzern wie Weiden und Pappeln. Ein Biber benötigt etwa 700 bis 900 g Rinde täglich [1]. Biber können nicht klettern, an zu hoch hängende Äste und Zweige gelangen sie durch Fällung. Bevorzugt werden Bäume mit Stammdurchmessern von bis zu 10 cm, sie können aber auch deutlich größere Bäume fällen [1]. Fressplätze des Bibers sind oft an den Ansammlungen entrindeter Stöcke zu erkennen. Im Frühjahr und Sommer fressen Biber mehr Gräser und Kräuter, sie verschmähen auch Obst und Gemüse und verschiedene Feldfrüchte nicht. Besonders beliebt beim Biber sind Zuckerrüben und Mais, aber auch Raps, Sonnenblumen und Soja fressen Biber gern [1].
Vor Beginn des Winters legen Biber am Gewässergrund in der Nähe ihrer Burg bzw. ihres Baus Vorräte von frischen Zweigen an, die so verkeilt werden, dass sie nicht abdriften („Nahrungsfloß“). Wenn das Wohngewässer zufriert, tauchen die Biber direkt zum Vorrat und ziehen die Zweige zum Entrinden in ihre Burg bzw. ihren Bau, deren Eingang sich unter Wasser bzw. unter dem Eis befindet. Die Biber sind dann kaum an der Oberfläche zu sehen, weshalb häufig geglaubt wird, dass sie Winterschlaf hielten.
Fortpflanzung und Jahreszyklus
Biber halten keinen Winterschlaf, sondern sind ganzjährig aktiv. Die Paarungszeit beginnt im Januar. Die meistens ein bis vier Jungen werden nach einer Tragzeit von 105 bis 109 Tagen überwiegend Ende April / Anfang Mai geboren. Sie sind bei der Geburt bereits weit entwickelt mit voller Behaarung und offenen Augen. Sie werden zwei bis zweieinhalb Monate lang gesäugt, beginnen aber bereits im Alter von acht Tagen, feste pflanzliche Nahrung aufzunehmen.
Nach etwa vier bis sechs Wochen unternehmen die Jungbiber erste Ausflüge in Begleitung der Eltern oder der Geschwister aus den Vorjahren. Insbesondere im Sommer wenn die Nächte kurz sind, kann man Biber gelegentlich früh morgens oder am Abend bei Tageslicht beobachten, ansonsten sind sie weitgehend nachtaktiv.
Im Sommer, wenn sie sich überwiegend von Kräutern ernähren, hinterlassen Biber relativ wenige Spuren. Zum Ende der Vegetationsperiode sind dann wieder regelmäßiger Fällungen und Nagespuren zu finden, insbesondere für die Anlage des Nahrungsvorrates („Nahrungsfloß“).
Biber halten sich ganzjährig in ihrem Revier auf. Bei Hochwasser können sie aber zum Rückzug an Orte gezwungen sein, die außerhalb ihres normalen Reviers liegen.
Biber sind soziale Tiere, die meistens in Familiengruppen leben. Die Paare sind monogam und leiben lebenslang zusammen. Die Jungtiere verbleiben regelmäßig bis zur Geschlechtsreife, die sie mit zwei bis drei Jahren erlangen, im Familienverband.
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[1] Hölzler & Parz-Gollner (2018): Die Biber-Praxisfibel - Maßnahmen zur Konfliktlösung im Umgang mit dem Biber