Hören | Am 27. April und am 4. Mai 2024 versammelten sich Mitglieder der Initiative für Wildtierschutz Sachsen in Augustusburg (bei Chemnitz), um gegen die Schliefenanlage vor Ort zu protestieren. In der Anlage werden Füchse dauerhaft gefangen gehalten und immer wieder in Todesangst versetzt, wenn Jagdhunde im Tunnelsystem der Schliefenanlage für die tierschutzwidrige Jagd am Fuchsbau gedrillt werden. In der Anlage werden überwiegend Terrier- und Teckelrassen in künstlichen Gängen auf das Aufspüren, Stellen und Verbellen der Füchse abgerichtet.
In Augustusburg finden wir Haltungsbedingungen vor, die nicht tierschutzkonform sind. Die Gehege sind kleiner als es das Säugetiergutachten vorschreibt und unzureichend ausgestattet. Grundsätzlich halten wir eine artgerechte Haltung von Füchsen in Gefangenschaft für kaum möglich. Zudem ist die psychische Belastung durch die Hundeprüfungen so enorm, dass von traumatisierenden Erfahrungen ausgegangen werden muss und die Füchse lebenslang darunter leiden, bis sie sterben oder getötet werden. Bei mindestens einem der Füchse in der Schliefenanlage Augustusburg bei Chemnitz konnten durch Videoaufzeichnungen bereits Stereotypien, die auf psychische Verhaltensstörungen hindeuten, nachgewiesen werden. Sowohl die Gefangenschaft von Füchsen als auch ihre Nutzung im Schliefanlagenbetrieb sind mit besonders großem Leid verbunden.
Bei der Baujagd im Feld „schliefen“ die kurzbeinigen Hunde in den Fuchsbau hinein, um den oder die dort verweilenden Füchse zur Flucht aus dem Bau zu drängen. Dabei kommt es häufig zu Beißereien zwischen Hund und Fuchs und es gibt erhebliche Verletzungen auf beiden Seiten. Zahlreiche Tierethiker, Juristen und Sachverständige ordnen die Baujagd u.a. deshalb als tierschutzwidrig ein [1]
Auslöser des Protests war eine am 27. April geplante Zuchtprüfung I und eine am 4. Mai angekündigte Brauchbarkeitsprüfung der sächsischen Landesgruppe des Deutschen Jagdterrier Clubs (DJT). Aus bisher noch nicht geklärten Gründen fanden beide Prüfungen jedoch nicht in dieser Anlage statt.
Die anwesende Polizei zweifelte zudem am Wahrheitscharakter der Gründe des Protests. Dies zeigt einmal mehr, wie wenig die übliche Praxis der Jagd bekannt ist und wie weit verzerrte Ansichten zur Jagd verbreitet sind. Dennoch erhielten die Demonstrierenden auch Zuspruch von Spaziergänger:innen vor Ort, denen die Problematik der Schliefenanlage durchaus bekannt ist und die sich ebenfalls gegen das Fortbestehen der Anlage ausgesprochen haben. Demonstriert wurde mit eigens erstellten Plakaten, sowie Bannern von Wildtierschutz Deutschland e.V. und Aktionsbündnis Fuchs. Zwischen den Teilnehmenden fand ein reger Austausch über die Missstände der Jagd bundesweit und speziell in Sachsen statt. Auch ohne die Anwesenheit des DJT-Sachsen wurde so ein Zeichen gegen die Baujagd und gegen Schliefenanlagen sowie die Fuchsjagd gesetzt.
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[1] z.B. DJGT (Patt 2019) Tierschutzrechtliche Unzulässigkeit von Schliefenanlagen
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