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Cornelia Schönhardt

In guter Nachbarschaft mit Rabenkrähen

Hören | Rabenkrähen sind Vögel, die in der Regel respektvollen Abstand zu Menschen halten – außer sie wurden angefüttert. Ab etwa Mitte Mai können sie jedoch für einige Wochen durch außergewöhnliches Verhalten auffallen. Mitunter setzen sie zu Attacken an, die auf den ersten Blick grundlos erscheinen und somit für uns nicht nachvollziehbar sind. Leider kommt es immer wieder vor, dass Medien oder andere Interessengruppen diese Gelegenheiten nutzen, um Panikmache zu betreiben. Sie bringen dann gerne Alfred Hitchcocks Thriller „Die Vögel“ ins Spiel und vermitteln damit ein völlig falsches Bild, das die Tiere in ein schlechtes Licht rückt, unnötig Ängste schürt und den Ruf von Krähen weiter schädigt.


Rabenkrähe Jungvogel bettelt um Futter
Das Jungtier (links) bettelt bei einem Elternteil (rechts) um Futter. Foto: Cornelia Schönhardt

Dabei ist die Sache leicht zu erklären: Mit den (Schein-)Angriffen wollen Rabenkrähen einfach nur ihren Nachwuchs verteidigen. Zugegebenermaßen tun sie dies unter bestimmten Umständen durchaus entschlossen. Obwohl sich ihre Aufmerksamkeit in erster Linie auf Hunde, Katzen und andere Räuber richtet, können sie auch auf Menschen reagieren, wenn diese den Krähenkindern – bewusst oder unbewusst – zu nahekommen.




Rabenkrähe Elterntier füttert Jungtier
Fütterung: Das Elternteil (links) steckt seinen Schnabel tief in den Rachen des Jungen (rechts). Die erwachsene Rabenkrähe schließt dabei ihre Augen, damit diese nicht vom kräftigen Schnabel des Jungtieres verletzt werden. Foto: Cornelia Schönhardt

Rabenkrähe Jungtier mit Elterntier nach der Fütterung
Das Jungtier ist satt, beide Krähen sind zufrieden. Foto: Cornelia Schönhardt

Das geschieht zum Beispiel, wenn Jungvögel aus dem Nest geflattert sind, aber noch nicht richtig fliegen können. Sie verstecken sich dann in Hecken, manchmal bleiben sie auch für eine Weile im Gras sitzen. Dort werden sie von ihren Eltern weiter gefüttert, so lange, bis sie die volle Flugfähigkeit erlangt haben. Nun ist von uns Achtsamkeit gefragt. Es empfiehlt sich – sofern die Situation als solche erkannt wird –, einen Bogen um die betreffende Stelle zu machen. Falls man schon mittendrin steckt und körperlich attackiert wird, am besten rasch den Rückzug antreten. Bei Bedarf den Kopfbereich schützen.

 

Wichtig: Ruhe bewahren! Sanfte, beschwichtigende Worte helfen mehr, als lautes Schreien und wildes Herumfuchteln mit Armen und Händen. Letzteres wirkt auf die Tiere bedrohlich und bestätigt sie nur in ihrem Empfinden, dass wir eine Gefahr darstellen. Keinesfalls sollte man die Grenzen der Tiere verletzen und sie zusätzlich in Bedrängnis bringen, indem man ihnen nachläuft, gezielt nach den Jungvögeln sucht oder gar sie einzufangen versucht.

 

Mein Tipp: Wer mag, kann bereits ab Ende Februar Ausschau halten nach Rabenkrähen mit Nistmaterial im Schnabel oder nach Krähennestern, an denen fleißig gearbeitet wird. Wenn man um die Standorte weiß, kann man dies entsprechend berücksichtigen. Auf diese Weise lassen sich Konflikte von vorneherein vermeiden und man kann den Tieren und sich selbst viel Stress ersparen.

 

Und bitte immer daran denken: Kräheneltern sind eben auch nur Eltern, die – genau wie wir – ihre Kinder lieben und sie beschützen wollen.


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