Einzigartig und mutig ist die Initiative der grünen Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte in Niedersachsen: Als erste Ministerin bringt sie die Abschaffung der nicht tierschutzkonformen Ausbildungs- und Trainingsmethoden von Jagdhunden mit lebenden, flugunfähig gemachten Enten, mit Wildschweinen im Wildschweingatter und mit Füchsen in Schliefenanlagen in einen Referentenentwurf zur Gesetzesvorlage. Auch die Haltung, z.B. von Füchsen in Schliefenanlagen soll damit künftig untersagt sein. Außerdem soll die Baujagd zumindest im Naturbau verboten sein, ebenso der Abschuss von Hunden und Katzen und die Verwendung von Totschlagfallen. Leider setzt sie auch auf die Abschaffung der Rehwild-Abschussplanung, die bisher eine weitgehende Erhaltung der Sozialstruktur bei dieser Tierart gewährleistet.
Wildtierschutz Deutschland und andere Tier- und Naturschutzorganisationen setzen sich seit langem dafür ein, dass tierquälerische Jagd- und Ausbildungsmethoden abgeschafft werden. Ähnlich umfangreiche Gesetzesinitiativen hinsichtlich der seit langem kritisierten Jagd- und Ausbildungsmethoden hat es bisher in Deutschland nicht gegeben.
In Niedersachsen gibt es nach unserem Kenntnisstand mindestens 12 Jagdterrier- oder Teckelklubs, die Füchse zum Training mit Jagdhunden halten – meist unter Missachtung der Mindestanforderungen des Säugetiergutachtens. In Dänemark und Norwegen ist es bereits üblich, mit elektronischen Fuchsattrappen im Bauhundetraining zu arbeiten.
Die Jägerschaft beruft sich darauf, dass sie eine „tierschutzgerechte“ Jagdausübung mit den Hunden gewährleisten will. Wildtierschutz Deutschland hat immer wieder öffentlich gemacht, dass weder das Jagdhundetraining mit Füchsen noch die Baujagd tierschutzgerecht sind, weder für den eingesetzten Hund noch für die während der Paarungs- und Setzzeit in ihrem Rückzugsort im Bau überfallenen Füchse.
Auch bei der Jagd mit „brauchbaren“ Hunden fällt seit Jahren auf, dass bei Drückjagden auf Rehe, Wildschweine oder Hirsche eine tierschutzgerechte Jagdausübung, wie die Jägerschaft sie wahrhaben will, nicht gegeben ist. Das Label „brauchbar“ erhält der Jagdhund nach einer abgelegten Prüfung. Dennoch kann auf die meisten Hunde während der Drückjagd nicht eingewirkt werden. Es werden langbeinige Hunde eingesetzt, die das Wild hetzen, ganze Hundemeuten, die Wildtiere reißen und stumm jagende Hunde, die Wildtieren ohne Fluchtchance nachstellen. Die „Arbeit“ mit Wildschweinen im Wildgatter bewirkt allenfalls, dass die Hunde noch mehr Schärfe entwickeln. Der Einsatz einer mit Manschette flugunfähig gemachten Ente führt bei der Wasservogeljagd in vielen Fällen zum Tod der Ente.
Die Jägerschaft ruft bundesweit zum Protest in Hannover auf. In ihrem Narrativ deklarieren sie tierquälerische Jagd- und Ausbildungsmethoden kurzum zu tierschutzgerechter Jagdausübung. Tausende von Jägern werden in Hannover am 30. Januar ab 10 Uhr erwartet. Eine Gruppe von Gegendemonstranten aus der Tierschutzszene wird sich zur gleichen Zeit in der Innenstadt am Holzmarkt treffen.
„Vor über 20 Jahren war es eine rot-grüne Koalition, die den Tierschutz als Staatsziel in das Grundgesetz brachte. Miriam Staudte könnte als Mitglied der rot-grünen Landesregierung in Niedersachsen ebenfalls Geschichte schreiben, wenn es ihr gelingt, ihren Referentenentwurf gemeinsam mit der SPD in ein novelliertes Jagdgesetz zu überführen,“ führt Lovis Kauertz, Vorsitzender von Wildtierschutz Deutschland aus.
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Tierschutzdemo am 30. Januar 2025, um 10 Uhr am Holzmarkt in Hannover