Hören - Immer wieder wenden sich besorgte Bürger an die Polizei, wenn sie sich mit zutraulichen oder vermeintlichen kranken Füchsen konfrontiert sehen. Leider kommt es in der Praxis seitens der Polizeibeamten in solchen Situationen mitunter aus Unwissenheit zu falschen oder übertriebenen Reaktionen, z. B. indem Füchse unnötig oder unsachgemäß getötet werden. Dies kann zu vermeidbarem Leid für den betroffenen Fuchs, einem Imageschaden für die Polizei im Rahmen der Medienberichterstattung und ggf. auch zu einer psychischen Belastung für den Polizeibeamten führen.
Dieser Leitfaden erfahrener Fuchsexperten soll dabei helfen, Fuchsverhalten richtig einzuordnen, und Polizeibeamte dabei unterstützen, vor Ort die richtigen Entscheidungen zu treffen:
Fuchsverhalten
Füchse verhalten sich Menschen gegenüber nicht aggressiv. Gerade in Siedlungsnähe sind sie bisweilen wesentlich weniger scheu als in freier Natur, weil sie an die menschliche Gegenwart gewöhnt sind.
Manche Füchse trauen sich bis auf wenige Meter an Menschen heran. Grund dafür ist, dass Füchse als hochentwickelte, intelligente Tiere sehr neugierig sind. Füchse im Siedlungsraum wurden vereinzelt dabei beobachtet, Hunde zum Spiel aufzufordern, Jogger und Radfahrer regelmäßig einige hundert Meter zu begleiten und Spaziergängern ein Stück weit zu folgen.
Die Unterschiede zwischen Individuen sind dabei erheblich: Während einige Füchse zutraulich sind, bleiben andere selbst dann sehr scheu, wenn sie in Menschennähe aufgewachsen sind.
Zusätzlich variiert das Verhalten von Füchsen im Jahresverlauf stark: In der Paarungszeit (Mitte Dezember bis Februar) sind Füchse häufig auch am Tag zu beobachten und zeigen oft auch geringere Menschenscheu. Während der Jungenaufzucht (März bis Juli) begeben sich Fuchseltern auf Nahrungssuche eher in die Nähe menschlicher Siedlungen als sonst, weil es dort leicht erreichbare Nahrung gibt.
Ein zutraulicher Fuchs ist also in aller Regel keineswegs krank, sondern verhält sich einfach so, weil er Menschen nicht als Feinde kennen gelernt hat.
Füchse greifen Hunde oder Katzen nicht an. Tatsächlich sind Füchse recht konfliktscheu und lassen sich eher von einer Katze vertreiben, als sich auf einen Kampf einzulassen. Es sind Einzelfälle bekannt, in denen Füchse aus Neugier und Verspieltheit Hunde zum Spiel aufgefordert haben. Unbedarfte Menschen könnten dies fälschlicherweise als aggressives Verhalten deuten.
Es gibt viele Gründe dafür, warum Füchse sich in Städten und Siedlungen aufhalten. Insbesondere gibt es dort leicht erreichbare Nahrung wie etwa Katzenfutter, Müll, aber auch Mäuse in der Nähe von Komposthaufen oder gar gezielte Fütterungen. Zudem werden Füchse in Siedlungen nicht gejagt und nehmen Menschen dort daher nicht als Feinde wahr.
Füchse und Krankheiten
Tollwut: Deutschland ist nach Kriterien der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) seit 2008 frei von terrestrischer Tollwut. Es muss also hierzulande niemand Angst haben, von einem „tollwütigen Fuchs“ angegriffen zu werden.
Räude: Die Räude ist eine von der sogenannten Sarcoptes-Milbe verursachte Hautkrankheit. Im Frühstadium ist sie aus der Ferne nicht zu diagnostizieren, im Spätstadium fehlt dem Fuchs oft jegliches Fell an Schwanz und Hinterteil und die Haut weist deutliche Verkrustungen auf. Die Räude ist durch Körperkontakt auf Hunde übertragbar, jedoch sowohl bei Hunden als auch bei Füchsen (z.B. mit Medikamenten wie Bravecto oder Simparica, die in Fraßködern verabreicht werden können) behandelbar.
Staupe: Die Staupe ist eine für Füchse meist tödliche Krankheit des Nervensystems. Menschen können von Staupe nicht befallen werden, und Hunde sind in aller Regel dagegen geimpft. Die Ausprägungsformen und Symptome der Staupe können vielfältig und unspezifisch sein. Aus der Ferne ist Staupe nur im Finalstadium (Lähmungen, Zuckungen) einigermaßen sicher diagnostizierbar.
Fuchsbandwurm: Ob ein Fuchs Träger des Fuchsbandwurms ist, lässt sich äußerlich nicht erkennen, da der Fuchsbandwurm den Fuchs selber kaum beeinträchtigt. Fuchsbandwurm-Erkrankungen des Menschen sind extrem selten: Bundesweit erkranken pro Jahr etwa 30-40 Personen an der sogenannten alveolären Echinokokkose, das sind weniger, als durch Blitzschlag oder Jagdunfälle zu Schaden kommen. Dass man sich überhaupt an kontaminierten Beeren oder Früchten anstecken kann, wird von immer mehr Experten bezweifelt. Eher infizieren Menschen sich durch mangelnde Hygiene im Umgang mit ihren Hunden, die den Bandwurm über den Verzehr erkrankter Mäuse aufgenommen haben.
Handlungsempfehlungen
In den allermeisten Fällen ist es am besten, einfach gar nichts zu tun, ggf. besorgte Bürger zu beruhigen und ihnen die unbegründete Angst vor Tollwut oder vermeintlich aggressiven Füchsen zu nehmen (siehe dazu die Abschnitte „Fuchsverhalten“ und „Füchse und Krankheiten“).
Im Zweifelsfall ist es ratsam, Abstand zu halten, den Fuchs nicht in die Enge zu treiben und – auch im Interesse der Verkehrssicherheit – nicht zur schnellen Flucht zu bewegen, damit er nicht auf eine ggf. stark befahrene Straße läuft.
Füchse, die beispielsweise in einen Keller oder ein Gartenhaus geraten sind, sollte man die Möglichkeit geben, von sich aus zu gehen. Wo dies nicht möglich ist bzw. wenn das Tier sich nicht selbst befreien kann, kann die örtliche Feuerwehr oder Tierrettung ggf. helfen. Personen ohne Erfahrung im Umgang mit Füchsen sollten nicht versuchen, einen Fuchs auf eigene Faust einzufangen. Füchse leben in komplexen Sozialstrukturen und pflegen ein Reviersystem. In fremden Revieren werden sie mit diversen Problemen konfrontiert (z.B. unbekanntes Terrain und Nahrungsquellen, kein eigener Bau, Auseinandersetzungen mit territorialen Artgenossen). Füchse, die im Siedlungsgebiet eingefangen wurden, dürfen daher nicht an einen entfernten Ort verbracht und ausgesetzt werden, sondern sollten grundsätzlich immer nahe dem Fundort wieder freigelassen werden. “Stadtfüchse“ gehören in die Stadt und können nicht in die Natur umgesiedelt werden.
Ist die Situation unklar oder haben Sie einen begründeten Verdacht auf eine ernste Erkrankung eines Fuchses, nehmen Sie Kontakt zu einer fuchskundigen Wildtierstation auf, um die Situation zu schildern und kompetent beurteilen zu lassen (siehe unten). Dagegen haben viele Jagdausübungsberechtigte nach unserer Erfahrung leider wenig Interesse daran, Füchsen zu helfen, und greifen allzu schnell zur Waffe.
Die Kontaktperson muss dabei nicht unbedingt örtlich nahegelegen sein; ein Telefonkontakt oder ggf. auch ein Austausch von Bild- oder Videomaterial mittels MMS oder Diensten wie WhatsApp genügt oft für eine erste Einschätzung und kann heute dank der technischen Möglichkeiten innerhalb von wenigen Minuten geschehen. Die Kontaktperson kann dann über das weitere Vorgehen beraten, tierschutzgerechte Hilfe anbieten oder den Fall ganz übernehmen.
Lediglich wenn ein Fuchs offensichtlich so schwer verletzt ist, dass keine Aussicht auf Genesung/Überleben besteht, sollte er von einer entsprechend ausgebildeten und berechtigten Person durch einen gezielten Fangschuss mit einer geeigneten Waffe von unnötig langem Leiden “erlöst“ werden.
Weiterführende Informationen
zu Füchsen und zum Umgang mit ihnen finden Sie unter www.fuechse.info und auf www.fuchs-hilfe.de