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  • Gabi Joormann

Gefühls- und Gedankenwelten und kognitive Fähigkeiten von Füchsen und anderen Tieren

Hören | „Einer von uns - Tiere fühlen, denken, träumen viel tiefer als wir je ahnten. Es ist Zeit, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen“, heißt die Titelstory von März 2024 des Geo-Magazins und verweist auf einen sehr umfassenden und gut recherchierten Bericht von Fred Langer.


In Gefühls- und Gedankenwelten leben nicht nur wir Primaten, auch eine Vielzahl anderer Lebewesen wie beispielsweise Vögel. Sie erweisen sich Schimpansen beim Werkzeuggebrauch als ebenbürtig, übertreffen sie in einigen Aspekten sogar an Intelligenz, heißt es dort. Hier ist von einer wissenschaftlichen Revolution die Rede. Selbst Insekten verfügen über Kernkompetenzen eines Denkvermögens. Fledermäuse zeigen sich hilfsbereit. Pessimistische und optimistische Ratten empfinden Mitleid und bei bestimmten Fischarten finden sich klare Hinweise auf soziale Strategien. Tiere empfinden Schmerzen. Schweine sind gar hochintelligent, sie erkennen sich im Spiegel, haben ein Langzeitgedächtnis, ein räumliches Vorstellungsvermögen, zeigen Kooperationsbereitschaft, Mitgefühl und ein ausgeprägtes Spielverhalten.


„Wir sind den Tieren näher gerückt, es steckt viel mehr Mensch im Tier als wir uns noch vor wenigen Jahren vorstellen konnten“, sagt Sachser, Professor in Münster und ein Wegbereiter der Verhaltensbiologie in Deutschland. Auch der Kognitionsbiologe Ludwig Huber, der ein interdisziplinäres Forschungsinstitut für Mensch-Tier-Beziehungen in Wien leitet, sieht keine scharfen Grenzen zwischen der Vernunft des Menschen und den Denkweisen von Tieren.


Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen auf der ganzen Welt gelangen zu ähnlichen Ergebnissen. Von einer Wende im Denken spricht der in London forschende Biologe Lars Chittka. Frans de Waal, einer der weltweit einflussreichsten Forscher auf dem Gebiet, stellt die Frage: Sind wir schlau genug, um zu erkennen, wie schlau die Tiere sind?



Ich staune über die Erkenntnisse und will wissen, wie das beim Fuchs ist. Immerhin gilt er als Schlaukopf, ausgestattet mit Supersinnen. Aber ist er auch sozial, mitfühlend, kooperativ? Sind wir schlau genug zu erkennen, wie schlau der Fuchs ist? – will ich wissen. In dem Buch: Die Weisheit der Füchse von Daniel Peller und Dag Frommhold werde ich fündig. „Bei der Intelligenz spielen verschiedene Formen des Problemlösens eine Rolle“, heißt es dort, und weiter: „In einer der wenigen Studien zu diesem Thema untersuchten die New Yorker Biologen Abigail Reid und Alan Tousignant das Problemlöse- und Explorationsverhalten von Wölfen, Füchsen und Mähnenwölfen.


Die dafür verwendete Tastapparatur bestand aus einem Quader mit abnehmbarem Deckel, an dem ein Seil befestigt war. Durch Zug an diesem Seil konnte die Box geöffnet werden. Innerhalb des Quaders wiederum befanden sich zwei ineinandergesteckte Metallröhren mit unterschiedlichem Durchmesser und Öffnungen von 10 x 4 cm. Die äußere Röhre war dabei gegen die Innere drehbar. Aufgabe der vierbeinigen Probanden war es nun, die Box zu öffnen und die Röhren so gegeneinander zu verdrehen, dass die Öffnungen übereinander lagen. Dadurch konnten sie an den Leckerbissen gelangen, der sich in der inneren Röhre befand. Tatsächlich konnten Füchse diese Aufgabe deutlich besser lösen als ihre größeren Verwandten. Relativierend musste man dazu sagen, dass die Füchse die Aufgabe auch deutlich forscher und explorativer in Angriff nahmen als die anderen vierbeinigen Probanden. Auf der anderen Seite decken sich die Feststellungen von Reid und Tousignant aber mit Beobachtungen aus Wildtierstationen. Werden Füchse dort mit Intelligenzspielzeug für Hunde konfrontiert, durchschauen sie den Mechanismus in aller kürzester Zeit, sind dann davon gelangweilt und beginnen, das Spiel zu zerlegen“.


Füchse verfügen jedoch nicht nur über ausgeprägte Problemlösungsfähigkeiten, sondern haben auch zudem ein ziemlich gutes Gedächtnis. Bei den Versuchen von Reid und Tousignant fiel auf, dass Füchse sich im Vergleich zu Wölfen und Mähnenwölfen wesentlich stärker auf ihre Erinnerungen verließen. Präsentierte man ihnen in mehreren aufeinanderfolgenden Experimenten gleichzeitig mehrere Boxen, von denen nur eine die begehrten Leckerlis enthielt, schnüffelten sie nicht wie ihre Verwandten einfach nur nacheinander an den Behältnissen, bis sie das richtige gefunden hatten. Stattdessen begaben sie sich erst einmal zu denjenigen, bei denen sie im vorherigen Durchlauf fündig geworden waren.


Dass Füchse zudem äußerst geschickt ablenken und täuschen können, hat ein befreundeter Naturfotograf erfahren. Er war in einem jagdfreien Gebiet unterwegs, um nach Füchsen Ausschau zu halten. Im dieser hügeligen Landschaft nahm er auf einer Anhöhe Platz, um eine Pause zu machen und das mitgebrachte Brötchen zu verzehren. Seine Fuchssuche war bisher erfolglos, was ihn frustrierte. Mit seinen Blicken den Hügel abscannend, bemerkte er beinahe zu spät, dass er längst von neugierigen Fuchsaugen im Rücken beobachtet wurde. Das Tier, offenbar das Brötchen im Sinn, hatte sich unbemerkt angeschlichen. Der hungrige Fotograf verteidigte jedoch vehement die Tüte mit dem Brötchen und der Fuchs drehte ab, um den Hügel hinabzurennen. Während nun sein begehrtes Fotomotiv davoneilte, machte unser Freund sich ebenfalls auf den Weg, um noch rasch das eine oder andere Bild vom running Fox zu machen, bevor er für kurze Zeit aus seinem Sichtfeld verschwand. Zu spät bemerkte er, dass der Fuchs indessen den Hügel wieder hinauflief mit der Absicht, die begehrte Brötchentüte, die noch an ihrem Platz geblieben war, mitzunehmen. Ein solch trickreiches Manöver hätte unser Freund wohl nicht erwartet, obwohl es ähnliche Beispiele gibt, die uns staunen lassen. Diese finden sich auch zuhauf im Buch „Die Weisheit der Füchse“, wo geschrieben steht:


„Auf ganz ähnlichen Mechanismen beruht auch das sogenannte Charming, eine besondere Jagdtechnik, die Füchsen nachgesagt wird. Schnelle und wendige Beutetiere sind für Füchse nur zu erwischen, wenn das betreffende Tier entweder geschwächt ist oder der Fuchs es überraschen kann. Beim Charming setzt der Fuchs daher gezielt auf Täuschung, um sich einem Kaninchen zu nähern, ohne dessen Flucht zu provozieren. Er springt in die Luft und schnappt dabei nach seinem eigenen Schwanz oder läuft mit abgewandtem Blick hin und her. Mit seinem scheinbar ziellosen Verhalten wiegt der Fuchs das Kaninchen in Sicherheit, während er ihm ganz beiläufig immer näherkommt. Ist er schließlich in Sprungweite, packt er blitzartig zu und erbeutet sein Opfer“.


Ganz schön clever, der Fuchs. Aber ob er auch mitfühlend ist, das erfahrt ihr im zweiten Teil.

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