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  • Prof. Dr. Dr. Sven Herzog

Erneute Katastrophe für Wildtiere durch ASP-Zäune im Nationalpark Unteres Odertal absehbar

Es erscheint wie ein grausames Déjà-vu: Nachdem erstmals im Jahre 2022 durch wenig durchdachte Projektierung der ASP-Schutzzäune im Nationalpark Unteres Odertal viele Wildtiere qualvoll zu Tode gekommen sind, steht in diesen Tagen eine ähnliche Katastrophe bevor. Rehe, Rotwild, Wildschweine und zahlreiche andere Tiere sterben langsam an Entkräftung, nachdem sie keinen Ausweg aus den Zäunen finden konnten oder verhedderten sich bei Versuchen, den Zaun zu überwinden.

ASP Afrikanische Schweinepest Im Nationalpark Unteres Odertal ertrunkenes Reh.
Für den Landkreis Uckermark nur ein Kollateralschaden. Im u.E. rechtswidrig aufgestellten Zaun stecken geblieben und ertrunken. Bild: privat

Eine aus Tierschutzgründen notwendige umfängliche Öffnung der Zäune durch den Landkreis Uckermark unterblieb seinerzeit mit Hinweis auf die vermeintlich erforderliche Seuchenprophylaxe [Anm. Redaktion: Eine durch Wildtierschutz Deutschland lancierte Klage den LK Uckermark wird seit Juli 2023 durch das Verwaltungsgericht Potsdam nicht bearbeitet]. Wir müssen uns fragen, ob man daraus gelernt hat und jetzt die Zäune öffnen wird.


Seit diesem Sommer grassiert die Afrikanische Schweinepest Mitten in Deutschland: Hessen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sind mittlerweile betroffen. Das Friedrich-Löffler- Institut registrierte in Deutschland 76 Neuinfektionen in den vergangenen vier Wochen (Stand 17.9.2024). Doch Brandenburg wird weiterhin tapfer verteidigt: Bislang sieht es so aus, als ob man selbst in dieser akuten Hochwassersituation eisern an den bestehenden Zäunungskonzepten festhält.


Speziell die polnischen Flüsse in Schlesien weisen extrem hohe Wasserstände auf, teilweise durch einen Dammbruch noch verstärkt. Neisse und Oder entlassen gerade enorme Wassermassen in Richtung Ostsee.


Angesichts der im Vergleich zum Jahr 2022 noch umfassenderen Einzäunung kann man nun bereits mutmaßen, dass das überschwemmungsbedingte Massensterben der Wildtiere  deutlich schlimmer ausfallen wird.


Medial berichtet wurde, dass in Vorbereitung auf die Flut, die Zäune versetzt wurden, allerdings dürfte dies nur für ein etwa zehn Kilometer langes Stück zwischen Stützkow und Schwedt zutreffen (Nationalparkzentrum). Weite Zaunabschnitte liegen noch wasserwärts des (rettenden) Winterdeiches und stellen eine tödliche Falle für die Tiere bei Hochwasser dar. Die verantwortlichen müssen sich fragen lassen, warum sie bewusst Tierleid entlang der Oder in erheblichem Umfang in Kauf nehmen, obwohl die eigentlichen Probleme derzeit bereits mitten in Deutschland liegen.


Wenn wir davon ausgehen müssen, dass sich die ASP mittelfristig in ganz Deutschland verbreiten wird, ist es jetzt an der Zeit, diesen Umstand zur Kenntnis zu nehmen und entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Letztlich haben sowohl die massive Einzäunung der Landschaften als auch intensive Schwarzwildentnahmen in den Pufferzonen nicht die gewünschte Wirkung erzielt und dabei enorme Kollateralschäden in Form von Tierleid in Kauf genommen. Die zuständigen Behörden sollten nun schnell und überlegt handeln, um nicht erneut zahlreiche Opfer in Form von Wildtieren verantworten zu müssen.

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Anmerkungen Wildtierschutz Deutschland:

Das Verwaltungsgericht Potsdam (VG) sitzt den aktuellen Rechtsstreit gegen den Landkreis Uckermark aus. Schon die Begründung zur Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts (OVG) Berlin-Brandenburg hat gezeigt, dass hier die Gewaltenteilung wohl nur auf dem Papier steht: Das OVG hat die Entscheidung im Rahmen einer Interessenabwägung mit Landkreis, Ministerium und VG getroffen.

Wir brauchen weiterhin Ihre Unterstützung um den Rechtsstreit gegen den Landkreis Uckermark fortzuführen. Bitte nutzen Sie dieses Spendenformular:





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