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Internationaler Tag der Biber (International Beaver Day)

  • Dr. Martin Steverding
  • vor 4 Stunden
  • 3 Min. Lesezeit

Am heutigen 7. April ist der Internationale Tag der Biber bzw. International Beaver Day. Es ist der Geburtstag der amerikanischen Biberforscherin Dorothy Richards (1894 – 1985) und wurde 2009 von der Organisation „Beavers: Wetlands & Wildlife“ (BWW) ausgerufen.

Biber schaffen dadurch sehr wertvolle Lebensräume für Amphibien, Libellen, Wasservögel und sehr viele weitere Arten und sorgen für verfügbares Wasser in Trockenperioden.
Biber schaffen dadurch sehr wertvolle Lebensräume für Amphibien, Libellen, Wasservögel und sehr viele weitere Arten und sorgen für verfügbares Wasser in Trockenperioden.

Weltweit gibt es zwei Biberarten: In Nordamerika den Kanadischen oder Amerikanischen Biber Castor canadensis und in Europa und Nordasien den Eurasische Biber Castor fiber. Wie kein anderes Wildtier ist der Biber in der Lage, Lebensräume zu verändern und zu gestalten. Sein Einfluss ist so groß, dass er wahrscheinlich zur Entstehung vieler Arten beigetragen hat:


Biber existieren seit rund 15 Millionen Jahren und so lange schaffen sie durch das Bauen von Staudämmen, das Graben von Verbindungskanälen und das Fällen von Bäumen etc. Lebensräume. Aus kleinen Bächen werden Kaskaden von Stauteichen, an ihren Ufern entwickeln sich durch das Fällen der Gehölze Biberwiesen. Weit verbreitete Amphibienarten wie der Grasfrosch, die Erdkröte oder der Teichmolch haben wahrscheinlich in diesen Lebensräumen ihren Ursprung. Die Pflanzengesellschaften des Feuchtgrünlands haben sich möglicherweise in den Biberwiesen entwickelt. Bachtäler, in die der Biber wieder zurückgekehrt ist, zeigen eine enorme Vielfalt von Arten und Lebensräumen. Zudem bilden die zahlreichen Biberdämme insbesondere im Mittelgebirge ein Bollwerk gegen Hochwasser, da sie den Wasserabfluss deutlich abbremsen und das Wasser längere Zeit zurückhalten.

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Der Wert des Bibers für unsere Gewässerökosysteme und auch für uns Menschen als Bewohner hochwassergefährdeter Bach- und Flusstäler kann kaum hoch genug eingeschätzt werden. Wie aber steht es um den genialen Meister des Wasserbaus hierzulande?


Die positive Nachricht ist: Der Biber ist weiter auf dem Vormarsch. Nach seiner Fast-Ausrottung in Deutschland hat er dank Unterschutzstellung und mehrerer Auswilderungsprojekte wieder Fuß gefasst und große Teile seines ursprünglichen Verbreitungsgebietes wiederbesiedelt. Bundesweit leben heute rund 40.000 Biber, Tendenz steigend. Allein etwa die Hälfte davon lebt in Bayern, ein weiterer Schwerpunkt ist der Osten und Nordosten Deutschlands, insbesondere im Einzugsgebiet der Elbe. Allerdings sind immer noch große Gebiete im Westen Deutschlands biberfrei.


Die negative Nachricht ist: Es werden alljährlich Tausende von Bibern in Deutschland mit behördlicher Genehmigung getötet. Allein in Bayern sind es über 2.000 Tiere jährlich und damit annähernd 10 % des Bestandes. In Brandenburg wurden im Herbst 2024 mehr als 150 Biber vor und während des Oder-Hochwassers präventiv getötet, um eine Beschädigung von Deichen zu verhindern. Ein gemeinsam von Wildtierschutz Deutschland und BUND Brandenburg in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten belegt, dass die Tötungen eindeutig rechtswidrig waren. Allein im Landkreis Märkisch-Oderland waren mehr als 100 Biber betroffen, zuständig war dort der heutige Staatssekretär im Umweltministerium Brandenburg, Gregor Beyer.


Die Lebensraumgestaltung durch die Biber passt dem wirtschaftenden Menschen salopp ausgedrückt nicht in den Kram: Durch den Bau von Dämmen können Landwirtschaftsflächen überschwemmt werden, Landwirtschaftsfahrzeuge können in unterhöhlten Uferböschungen einbrechen, angenagte Bäume können auf Straßen stürzen etc. Die Konflikte zwischen Mensch und Biber sind vielseitig, aber in aller Regel lösbar. Statt pragmatischer Lösungen, wie sie in verschiedenen Werken beschrieben werden (z. B. Hölzler und Parz-Gollner 2018, Schwab 2014), wird allzu schnell nach dem vermeintlichen Retter mit Falle und Gewehr gerufen. Der Biber ist streng geschützt, Tötungen sind in den meisten Fällen rechtswidrig und sie tragen nicht zur Lösung der Probleme bei, da meist schnell neue Biber einwandern. Ähnlich wie beim Wolf ist auch beim Biber die Politik gefragt, wirklich Betroffene sollten angemessen unterstützt werden. Populismus löst keine Probleme und ist letztlich wesentlich teurer als pragmatische und zielorientierte Lösungen mit Respekt vor dem Leben und dem Werk unserer größten Nagetiere. Wir sollten den wilden Baumeistern und Lebensraumarchitekten für ihren großen Beitrag zur Artenvielfalt dankbar sein und sie am Internationalen Tag der Biber entsprechend würdigen.

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Quellen:

Hölzler, G. & Parz-Gollner, R. (2018): Die Biber-Praxisfibel. Maßnahmen zur Konfliktlösung im Umgang mit dem Biber Castor fiber.

Schwab, G. (2014): Handbuch für den Biberberater. BUND Naturschutz in Bayern e. V.

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