Hören | Es ist nicht neu, dass Jägermagazine fleißig Stimmung gegen den Wolf machen, seine Gefährlichkeit aufbauschen und mit den Ängsten der Leser spielen. Ein aktueller Artikel auf pirsch.de betritt nun aber eine neue Dimension: Er gibt eine exakte Anleitung dafür, wie ein Wolf am besten zu erschießen ist. Schon die Überschrift macht klar, worum es geht: „Haltepunkt für den Büchsenschuss beim Wolf: Isegrim im Visier!“
Bis zu 593 Newton pro Quadratzentimeter beträgt die Beißkraft des Wolfes, ist dort zu lesen, er kann Knochen durchbeißen. Daher kann ein „kranker“ (= angeschossener) Wolf eine erhebliche Gefahr für den Nachsuchenführer darstellen. An Dramatik wird hier, wie wir es in der jagdlichen Berichterstattung zum Wolf gewohnt sind, nicht gespart, denn es gilt: „lebensgefährliche Nachsuchen vermeiden“. Angesichts Tausender alljährlich angeschossener Wildschweine, die mindestens ebenso gefährlich sind wie verletzte Wölfe, erscheint diese Dramaturgie reichlich absurd.
Danach aber geht es erst richtig los: „Optimal wäre daher bei einem breit stehenden Wolf ein Schuss durch beide Schultergelenke, um die Mobilität maximal einzuschränken und einen Schockimpuls auf das zentrale Nervensystem zu geben, das oberhalb der Wirbelsäule verläuft. Außerdem können Knochensplitter die Lunge, das Herz und größere Blutgefäße zusätzlich verletzten. Alternativ bietet es sich an, ein Stück hinter dem Blatt, im unteren Drittel des Brutkorbs, anzuhalten, um das Herz zu treffen. Der hohe Blutverlust führt zu einem raschen Tod usw.“ Genüsslich werden noch weitere Schusspositionen ausgekostet, so dass sich der Leser bildlich vorstellen kann, welche Körperteile und Organe in welcher Situation zerfetzt werden.
Die Wolfshasser, von denen gibt es viele in der Leserschaft der Pirsch, werden die detaillierten Beschreibungen von Rasso Walch genießen. Mehr noch: Dieser Artikel wird dazu beitragen, die Hemmschwelle zur Selbstjustiz gegenüber dem Wolf zu senken. Er wird diejenigen auf den Plan rufen, die eh schon mit dem Gedanken spielen, Wölfe illegal zu töten. Es geht in diesem Text nicht um Empfehlungen für einen schnellen schmerzlosen Abschuss, davon ist überhaupt nicht die Rede. Vielmehr motiviert der Beitrag zur Anwendung der altbewährten Praxis beim Wolf: Schießen, schaufeln, schweigen.