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Unangekündigte Gesellschaftsjagd während der Corona-Pandemie

Am Samstag, 31.10.2020 fand trotz der akuten Pandemie-Situation, eine unangekündigte "Gesellschaftsjagd" zwischen Wehrheim und Pfaffenwiesbach (Hochtaunuskreis) statt. Die Jagdgäste kamen u.a. aus Esslingen, Frankfurt, Miesbach, München, Stuttgart etc. und sogar aus dem Kanton Aargau/Schweiz! Beschilderungen so gut wie Fehlanzeige und bedingt durch das schöne Wetter, waren viele Wanderer und Freizeitsportler unterwegs.

Ausschilderung Drückjagd Achtung Jagd
Achtung Jagd

Die Bevölkerung im Vorfeld zu informieren, schien jedenfalls nicht notwendig zu sein. Wir trafen auf verängstige Wanderer, E-Biker und Mountainbiker. Dem verantwortlichen Jagdpächter, Geschäftsführer einer Frankfurter Investmentbank, war es wohl auch absolut egal, ob die Hobbyjäger aus Risikogebieten kamen oder die Treibergruppe, eng an eng und ohne jeglichen Mundschutz zusammen stand. Unsereins muss das öffentliche Leben durch die Pandemie weitestgehend einschränken, aber zum Tiere abknallen darf man sich treffen, kein Problem.

Parallel fanden sich noch die Jäger aus dem Nachbarrevier ein, um die flüchtenden Tiere in ihrem Revier abballern zu können. Man muss schon sehr speziell gestrickt sein, um so hinterhältig die Tiere zu töten…

Jäger auf dem Drückjagdstand
Jäger auf dem Drückjagdstand

Bei dieser „illustren Gesellschaft“ die Afrikanische Schweinepest als Vorwand für diese „Spassjagd“ zu nehmen, ist die reinste Farce! Die Jagd kann und wird niemals eine Seuche eindämmen bzw. verhindern. Dazu gibt es etliche wissenschaftliche Studien. Vor zwei Jahren gab es dazu u.a. in 3 Sat eine sehr gute Reportage .

Auch den vermehrten Abschuss von Rot- und Rehwild, der den Waldumbau unterstützen soll, kann und darf nicht das Argument sein. Die Waldschäden sind klimabedingt und durch den Borkenkäfer verursacht. Was wir hier im Taunus und bundesweit dringend benötigen, sind Grünbrücken, Urwälder und Ruhezonen.

Dass ein neues Bundesjagdgesetz gerade auf dem Weg gebracht wurde, ist bekannt und gerade hier sollte eins nicht vergessen werden: der Tierschutz, der als Staatsziel seit 2002 in unserem Grundgesetz verankert ist! Erst letzte Woche wurde zum Thema Jagd und Tierschutz im aktuellen GEO-Magazin ein Artikel veröffentlicht.


Auch der ehemalige Bundesforstmeister und Nachsuchenführer Seeben Arjes hat die Problematik schon mehrfach kritisiert. Hier ein mahnender Bericht, der einem immer wieder Tränen in die Augen bringt:

Einen Punkt neben all dem unnötigen Tierleid, dass bei solchen Drückjagden oft die Regel ist, möchten wir noch deutlich kritisieren: Die Munition, die einfach achtlos im Wald nach solchen „Spassjagden“ hinterlassen wird und sogar noch scharf ist. Was ist mit der Umwelt und wo bleibt hier die Sorgfaltspflicht der Jäger? Was ist, wenn ein Kind so etwas findet?


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