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Lovis Kauertz

Fuchsjagd ist während der Paarungszeit im Winter besonders tierschutzrelevant

Der erste Vollmond des neuen Jahres hellt das dämmrige Licht gegen Abend und in der Nacht auf. Der Januar-Mond wird Eismond oder auch Wolfsmond genannt. Viele Jäger-Kreisgruppen und Hegegemeinschaften rufen ab dem 10. Januar und ab dem 10. Februar zu gemeinschaftlichen Jagden auf den Fuchs auf. So auch im Landkreis Mainz-Ingelheim, dem Sitz unserer Tier- und Naturschutzorganisation. Ziel der als Fuchstage oder Fuchswoche bezeichneten Jagden ist es, innerhalb weniger Tage möglichst viele Füchse zu töten und die auf der mit Würstchen und Bier gefeierten Jagdstrecke zu präsentieren.

Raubwildwochen, Fuchswochen in Deutschland 2025
Einige der gemeinschaftlichen Fuchsjagden ("Fuchswochen, Raubwildwochen, Artenschutzwochen" u.a.) im Januar / Februar 2025

Bemerkenswert ist, dass die Jägerschaft im Raum Mainz und Ingelheim für ihre Fuchsjagden, die nicht nur als Ansitz-, sondern auch als Treibjagd mit Hunden angekündigt sind, Genehmigungen in der ASP-Sperrzone II erhalten haben, während Einschränkungen für andere Personengruppen bestehen bleiben.


Im Winter Jagd auf Reineke Fuchs zu machen, ist viel einfacher als zum Beispiel in den Sommermonaten. Immer noch sind Fuchsrüden auf der Suche nach der passenden Fähe: Es ist Paarungszeit. In der Ranzzeit, wie die Jäger sie nennen, sind Füchse ein recht leichtes Ziel. Sie sind weniger aufmerksam und können im Schnee – sofern den gibt – leichter ausgemacht werden.


Die gemeinsamen Fuchsansitze werden oft mit revierlosen Jagdausübungsberechtigten oder mit Jägern, die das zu bejagende Revier nicht kennen, durchgeführt. Die kennen auch die dort vorkommenden Füchse nicht, was das Ansprechen des zu tötenden Tieres erheblich erschwert. Vor dem Schuss sollte sich jeder Jäger dessen sicher sein, was er schießt. Nur dann darf er den Finger krumm machen: Ist es ein Fuchs oder Nachbars rote Miez? Ein Rüde oder eine Fähe? Könnte die Fähe schon Nachwuchs haben? In vielen Fällen müsste sich der Schütze enthalten. Wir bezweifeln, dass das oft so ist.

 

Viele Füchsinnen sind jetzt und insbesondere im Februar hochtragend. Emotional berührt Fuchsjäger das nicht. Eine Straftat wird aus dem Abschuss einer Fähe aber, wenn sie bereits Welpen hat. Das kommt hier am Rhein durchaus schon ab Ende Januar vor, was Meldungen aus Wildtierstationen Jahr für Jahr bestätigen. Folgen haben Straftaten der Jägerschaft in der Regel nicht, weil es kaum gerichtsfeste Zeugen gibt.

 

Aber auch die Tötung von bundesweit zigtausenden von Fuchsrüden in den Wintermonaten ist tierschutzrelevant. Die fallen bei der jungen Fuchsfamilie mit einem Wurf von etwa sechs bis acht Welpen als Hauptversorger aus. Die Fuchsväter werden getötet, obwohl sie für die Aufzucht der Jungtiere relevant sind. Die jungen Füchse haben ohne den Fuchsrüden von vornherein geringere Entwicklungs- und Überlebenschancen. [1]

 

Dass viele Jäger schlechte Schützen sind, ist inzwischen bekannt. Das liegt unter anderem daran, dass der Gesetzgeber es zulässt, dass selbst mit miserablen Prüfungsergebnissen im Schießen der Jagdschein erteilt wird. Auch später gibt es zum Beispiel für die Teilnahme an Bewegungsjagden lediglich die Auflage, Übung im Schießen nachzuweisen, nicht aber die Schießleistung. So ist es nicht verwunderlich, dass eine englische Studie nachweist, dass aufgrund der mangelnden Treffsicherheit vieler Jäger auf jeden getöteten Fuchs etwa ein verletzter Fuchs kommt [2].

 

Die Jägerschaft gibt gerne an, dass die Fuchsjagd erforderlich sei, um den Bestand von Bodenbrütern wie dem Fasan oder dem Rebhuhn und von Feldhasen zu sichern. Das ist wissenschaftlich völlig unbelegt und auch von der Bestandsentwicklung her, gerade der Rote Liste Arten, nicht annähernd nachvollziehbar. So hat sich in Rheinland-Pfalz die Jagdstrecke der Rebhühner von 654 zum Ende des Jagdjahres 2013 auf 168 bis 2023 reduziert. Die Jägerschaft behauptet kaum oder keine Rebhühner mehr zu erschießen. Somit handelt es sich bei den Streckenzahlen hauptsächlich um tot aufgefundene Tiere (sog. Fallwild), die ein gutes Indiz für den weiteren signifikanten Rückgang der Rebhuhn-Population sind. Die bundesweiten Streckenzahlen geben ein ähnliches Bild.


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Fakten zur Fuchsjagd - Fragen und Antworten 


[1] Vergara, V. (2001): Comparison of parental roles in male and female Red Foxes, Vulpes vulpes, in southern Ontario. Canadian Field Naturalist 115(1), 22-33

[2] Fox, N. et al. (2005): Wounding rates in shooting foxes (Vulpes vulpes). Animal Welfare UK



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