top of page
  • Wildtierschutz Deutschland e.V.

„Fuchsjagd beenden“ auf dem Stimmzettel zur Volksabstimmung

Hören |„Fuchsjagd beenden! Dieses Hobby schafft Leid und keinen Artenschutz.“ So lautet der volle

Titel des Vorschlags von Wildtierschutz Deutschland, der im Herbst auf dem Wahlzettel der

dritten bundesweiten Volksabstimmung stehen wird. In der Vorauswahl von ursprünglich 171 Vorschlägen erreichte das Tier- und Naturschutzthema den Platz 1. In den letzten Jahren haben sich über 344.000 Menschen an der von der Initiative Abstimmung21 e.V. organisierten Volksabstimmung beteiligt.

 

 

Füchse sind soziale und sehr intelligente Tiere, die einen wichtigen Beitrag zu intakten

Ökosystemen leisten: Sie fressen Mäuse, Ratten und Aas, aber auch Jungtiere und erbeuten meist schwache und reaktionsarme Tiere – so, dass überwiegend gesunde und starke Tiere ihre Gene weitergeben können.

 

Die Freizeitbeschäftigung Fuchsjagd kostet Jahr für Jahr über 400.000 Füchsen das Leben und macht ökologisch keinen Sinn:  Trotz jahrzehntelanger, intensiver und oft nicht tierschutzgerechter Fuchsjagd hat sich die Situation der auf den „Roten Listen“ geführten Tierarten weiter verschlechtert:  Das gilt nicht nur für die immer noch jagdbaren Tierarten wie Feldhase (- 77 % seit den 1980er Jahren) und Rebhuhn (- 91 %), sondern zum Beispiel auch für den Kiebitz (- 93 %) (1).

 

Hauptgründe für diese alarmierende Situation sind der Verlust geeigneter Lebensräume, u.a. durch Flächenversiegelung und Monokulturen in der Landwirtschaft, und damit auch das Verschwinden kleinstrukturierter, ökologisch vielfältiger Gebiete, sowie das dramatische Insektensterben durch Insektizide und Herbizide und dem damit einhergehenden Nahrungsmangel für Insekten fressende Vögel und auch den Igel. Soll den im Bestand gefährdeten Tierarten tatsächlich geholfen werden, müsste die Politik mit entsprechenden Agrarkonzepten gegensteuern. Die Jagd auf Füchse ist keine wirksame Lösung und schafft stattdessen neue Probleme sowie massives Tierleid.

 

Warum brauchen Füchse eine ganzjährige Schonzeit?

In der Jagdsaison 2022/23 endeten 408.926 Füchse auf der Jagdstrecke. (2) Der Großteil der Füchse wird während der Paarungszeit zwischen November und Ende Februar geschossen. Eine Jagdzeitung rief im Dezember 2021 gar zu einem ethisch nicht vertretbaren Wettbewerb auf, bei dem deutschlandweit die Reviere mit den meisten getöteten Füchsen und der dickste erlegte Fuchskopf prämiert wurden. (3)

Fuchswelpen in der Fuchsfalle am Fuchsbau

Wie werden Jungfüchse bejagt? 

Sobald die Fuchswelpen aus dem Bau kommen, dürfen sie in den meisten Bundesländern mit Drahtgitterfallen gefangen und erschossen werden. Füchse dürfen in einigen Bundesländern immer noch ganzjährig bejagt werden. (4) Das Bundesjagdgesetz verbietet allerdings die Bejagung von zur Aufzucht notwendigen Elterntieren bis zum Selbständigwerden der jungen Füchse.

 

Fuchsjagd ist kein Beitrag zum Artenschutz

Füchse dienen weder dem Verzehr, noch gibt es in unseren Breiten ethisch vertretbare Gründe für das Tragen und Nutzen von Pelz. Füchse sind auch nicht die Ursache für den Rückgang jagdbarer Tierarten wie Feldhase, Rebhuhn oder Fasan. Deshalb sollten Füchse auch in Deutschland nach dem Vorbild Luxemburg eine ganzjährige Schonzeit haben. Die Jägerschaft sieht sich mit der zunehmend kritischen Haltung der Menschen zur Jagd konfrontiert. Die Rechtfertigungen für das blutige Hobby überzeugen nicht mehr. Selbst Behörden können keine belastbaren Daten zum Nutzen der Freizeitjagd auf

Füchse vorlegen. Dennoch verlässt sich der Gesetzgeber größtenteils noch auf Behauptungen aus der Jägerschaft, obwohl es neben jagdnahen Studien inzwischen auch neutralere Veröffentlichungen gibt, die die Sinnlosigkeit der Fuchsjagd aufzeigen. (5)

 

Es funktioniert auch ohne Fuchsjagd

Dass es auch anders geht, zeigen deutsche Nationalparks seit Jahrzehnten, der Kanton Genf seit den 1970er Jahren und Luxemburg seit 2015: Obwohl der Fuchs dort nicht von Freizeitjägern bejagt wird, nimmt die Zahl der Füchse nicht zu und es gibt auch keine Auffälligkeiten hinsichtlich der von der Jägerschaft immer wieder angeführten Fuchskrankheiten wie Milbenbefall (Räude) oder Staupe. Auch geht der Befall von Füchsen mit dem Fuchsbandwurm zurück. (6)

 

Fuchsjagd ist ein Freizeitsport

Im Rahmen der Fuchsjagd gibt es viele Aspekte, die mit dem heutigen Verständnis von Tierschutz überhaupt nicht konform gehen: Die Tiere werden gejagt, weil es immer mehr Jagdausübungsberechtigten Spaß macht. Auf Social Media wird stolz die

„Beute“ auf sogenannten „Erlegerfotos“ präsentiert, man hält das tote Tier in die Kamera oder sitzt daneben, auch die Waffe dazu ist ein beliebtes Motiv. Dabei geht es darum, möglichst viele Likes und Anerkennung für das Töten und Überlisten des Fuchses zu erhalten. Die Bestandsreduktion von Füchsen durch Bejagung ist umstritten, wie Studien belegen, da diese durch erhöhte Geburtenraten und Zuwanderung kompensiert wird.

 

Im Ergebnis kommt es also lediglich zu einer Verschiebung in der Altersstruktur mit einem deutlich höheren Anteil an Jungtieren und trächtigen Fähen gegenüber unbejagten Populationen. (7) Dass eine solche Situation zu mehr Tierleid führt, ist nachvollziehbar.

Gerade zur Paarungszeit im Winter werden sehr viele Füchse getötet. Ein tierschutzrechtliches Problem ist dabei, dass grundsätzlich die für die Aufzucht erforderlichen männlichen Tiere, aber auch hochträchtige oder gar Welpen führende

Füchsinnen getötet werden. Entgegen den Behauptungen der Jägerschaft kommen Fuchswelpen – wie wir aus Wildtierstationen gesichert nachweisen können – schon ab Januar, also lange vor Beginn von Schonzeiten auf die Welt.

 

Ganzjährige Schonzeit für Füchse!

Die Fuchsjagd führt letztlich nicht zu einer Regulierung oder gar Verringerung des

Fuchsbestands und ist auch kein Garant dafür, dass bedrohte Arten überleben. Für Artenschutz muss es eine ökosystemverträgliche Landwirtschaft geben sowie ausreichend Renaturierungs- und Schutzgebiete. Für einen nachhaltigen Beitrag der vergnügungsorientierten Fuchsjagd zum Artenschutz gibt es keine belastbaren wissenschaftlichen Belege. Warum gehen wir also nicht den Weg, den schon der Kanton Genf und Luxemburg gegangen sind: Ganzjährige Schonzeit für Füchse!

+++

 

Quellen:

 

bottom of page