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  • Dr. Martin Steverding

Fuchs Zorro in der Schliefenanlage Westmünsterland: Blick der Angst

Hören | Der Schliefenfuchs Zorro hat sich so tief, wie es in seinem Gefängnis eben möglich ist, verkrochen. Zwischen dem mit Efeu bewachsenen Käfiggitter und einem Holzhaufen drückt er sich in die kleinste verfügbare Ecke und starrt uns mit dem Blick der Angst an.

Ängstlicher Blick eines Fuchses in der Schliefenanlage

Wir können uns den Horror kaum vorstellen, den er bereits durchgemacht hat. In die enge Transportkiste gezwungen, wird er in den dunklen Schliefengang eingesetzt, dem der Geruch des Todfeindes anhaftet. Starr vor Angst weigert er sich, hindurchzugehen und dem geifernden „raubwildscharfen“ Hund die Geruchsspur zu legen – bis er mit einem Schieber hindurch gezwungen wird. Deckel für Deckel wird der Gang hinter dem Fuchs geöffnet und der an einem langen Stock befestigte Schieber drückt Zorro gewaltsam Stück für Stück weiter. Meter für Meter geht es in Richtung Drehkessel, dem Kern der Folterkammer.


Kaum ist Zorro dort angekommen, wird der Hund losgelassen, der sofort aggressiv bellend durch die Gänge stürmt. Im Nu ist er ebenfalls im Drehkessel, nur eine dünne Trennklappe liegt zwischen Hund und Fuchs. Der Hund bellt und knurrt sich weiter in Rage. Für Zorro gibt es kein Entrinnen, der Todfeind ist wenige Zentimeter entfernt. Er riecht und hört jeden seiner Atemzüge, das rasende Wutgebell dröhnt in Zorros Ohren. Der Hund drückt die Trennklappe weiter, engt den Fuchs ein – wie man so harmlos klingend sagt. Zorro erwartet seinen Tod, er sieht sein Leben enden, in diesem Moment, in dieser Sekunde. Dann wird eine Klappe geöffnet, die ihm die Flucht durch einen anderen Gang in die dort eingesetzte Transportbox ermöglicht.


Was macht es mit einem, wenn man immer wieder dem eigenen Tod in die Augen schaut, wenn man jeden Moment damit rechnet, dass der Todfeind in der nächsten Sekunde die Kehle durchbeißt? Mitnichten lernt der Fuchs, dass er bei jeder Übung oder Prüfung mit dem Leben davonkommt, mitnichten gewöhnt er sich an diese Tortur. An Todesangst kann man sich nicht gewöhnen, weder als Mensch noch als Fuchs. Füchse sind ebenso feinfühlig und empfindsam wie wir. Für sie sind die Prüfungen und Übungen in der Schliefenanlage Folter und Höllenqual.


Zorro zeigt massive Verhaltensauffälligkeiten. Ein kleiner Anlass, und er rennt unzählige Male im Kreis, stark hechelnd unter extremer Nervosität – auch bei kaltem Wetter im Winter. Der Horror der Hundeprüfungen und Übungen ist tief in ihm – permanent, ohne jede Chance, diesem Trauma zu entfliehen. Die Todesangst hat sich in seine Seele eingebrannt. Wir werden seinen Blick aus der dunkelsten Ecke seines kargen Gefängnisses nie vergessen – den Blick der Angst.

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Das Foto stammt von einem unserer Vor-Ort-Besuche am 08.05.2024. Wir entdeckten den völlig verängstigten Fuchs nur mit Hilfe der Wärmebildkamera und konnten ihn durch eine ganz kleine Lücke hindurch fotografieren. Das zuständige Veterinäramt ist über die starken Bewegungsstereotypien und Angstsymptome des Fuchses informiert, ihm liegen seit knapp zwei Monaten unsere Videobeweise vor. Geschehen ist offenbar noch nichts – zumindest haben wir darüber bisher keine Information.

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