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Claudia Ward

Übungsfuchs Ronja leidet in der Schliefenanlage bei Hanau

Hören | Ronja liegt auf einem erhöhtem Liegebrett und träumt mit offenen Augen von einer verlorenen Zeit. Sie träumt von ihren Geschwistern ... und von der Freiheit. Sie träumt von der Wärme und Geborgenheit, welche sie als junger Welpe spürte. Was ist passiert, wo ist ihre Mutter, wo sind ihre Geschwister, wo ist sie jetzt, warum ist sie eingesperrt hinter dicken Gitterstäben?

Fuchs im Zwinger eines Teckel-Clubs


Schliefanlagen: Versteckt vor den Augen der Öffentlichkeit

Anfang März 2023: Wir sind auf dem Weg zur Schliefanlage nach Hanau Klein-Auheim. Hinweisen entsprechend soll dort Füchse unter haltlosen Bedingungen eingesperrt sein. Als wir an der Schliefanlage des Foxterrier Clubs in Hanau Klein-Auheim ankommen, steigt uns sofort ein beißender Geruch in die Nase. Es ist nicht der übliche Fuchsgeruch, sondern es riecht extrem nach Fäkalien. Als wir näher an den Fuchs-Käfig herantreten, entdecken wir, dass der gesamte Boden des Käfigs übersät ist vom Kot der Füchse.


Zudem entspricht der Zwinger nicht den geringsten Tierschutz-Mindestanforderungen für die Haltung von Füchsen, die dem aktuellen Säugetiergutachten zu entnehmen sind. Auf gerade mal 40 qm Betonboden ohne Beschäftigung- und kaum Versteckmöglichkeiten müssen Ronja und Robin - ihr jüngerer Mitgefangener - ihr Leben fristen. Ob die beiden Füchse täglich Futter bekommen wissen wir nicht. Näpfe können wir keine entdecken.


Wir sind fassungslos und können es nicht glauben, aber das soll es noch nicht gewesen sein. Außerhalb des Geländes, direkt hinter dem Fuchszwinger, liegt ein toter verwesender Fuchs, welcher bereits von Maden übersät ist.


Eine Woche später bei einem weiteren Besuch der Anlage sehen wir das erste Mal die Füchsin Ronja im Zwinger. Einen weiteren kleineren und sehr ängstlichen Fuchs können wir schemenhaft im abgedunkelten Bereich erkennen. Mit großen angsterfüllten Augen schaut er uns an. Ronja liegt apathisch auf dem erhöhten morschen und mit Kot übersäten Liegebrett. Traurig schaut sie gedankenverloren durch Raum und Zeit. Sie registriert uns nicht, obwohl ihr Blick direkt auf uns gerichtet ist. Ronja ist eigentlich gar nicht anwesend, es scheint so als wolle sie ihrer ausweglosen Situation durch Tagträume entfliehen.


Es ist längst belegt, dass die Gefangenhaltung – und erst recht in viel zu kleinen und nicht annähernd artgerechten Zwingern – Wildtiere psychisch krank macht. Verhaltensstörungen wie Apathie werden von weiteren Symptomen begleitet wie: Bewegungsstereotypien, agitiertes Verhalten, Essstörungen, Hyperaggressivität, Selbstmutilation (=Selbstverstümmelung), Angststörungen.


Heute ist Übungsschliefen. Vor der Anlage stehen viele Autos. Die Jäger haben Fox-Terrier und Teckel (Dackel) mitgebracht. Die nächsten Stunden werden wieder qualvoll für Ronja und ihren kleinen Freund. Immer wieder werden sie in das Tunnelsystem eingelassen, verfolgt vom Jagdhund der sie minutenlang am Kessel anbellt. Todesangst, Panik, Verzweiflung. Der einzige Ausweg für Ronja ist, wenn der Schliefenwart den Kessel öffnet und sie in den vermeintlichen sicheren Abfangkorb rennt. Bis sie erneut an der Reihe ist.


Ronja und der ängstliche Robin, der immer nur fluchtartig zu sehen ist, leiden unschuldig und sind ohne Hoffnung. Ronja muss physische und psychische Qualen erleiden. Beide Füchse werden immer wieder zum Jagdhundetraining missbraucht!


Nach einer Anzeige beim zuständigen Veterinäramt wurde das Gehege zwar vergrößert und auch ein kleiner Bereich mit Rasen wurde mit in den Zwinger einbezogen, aber Ronja und ihr kleiner Mithäftling sind weiterhin eingesperrt und müssen Angst und Schmerz über sich ergehen lassen - immer und immer wieder.


Ob Ronja jemals wieder das Gefängnis lebend verlassen kann wissen wir nicht. Aber wir werden alles versuchen damit diese Tierquälerei in Deutschland verboten wird.

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Links mit wissenswerten Informationen zum Thema:

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