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Jutta Grünnagel

Füchse: Grausiger, unendlich trauriger Fund im Wald

Der 17. Dezember war ein milder, wenngleich grauer Tag. Die Waldwege waren feucht und aufgeweicht. Daher wählte ich für den Mittagsspaziergang mit meiner Hündin einen sonst nicht sehr einladenden Waldweg, der jedoch wegen seiner Schotterschicht erlaubte, trockenen Fußes zurückzukehren. Von dort gelangten wir auf einen Weg, der nach etwa 200 Metern in eine kleine Lichtung mündete. Tiefe Wagenspuren umrundeten diese Lichtung.


Füchse, Fell über die Ohren gezogen, im Wald entsorgt durch Jäger
Von Jägern enthäutete Füchse, entsorgt im Eichenlaub

Angekommen fiel mein Blick auf einen am Boden liegenden Unterkieferknochen eines Rehs. Wenige Schritte weiter sah ich den dazugehörigen Schädel auf einem Moospolster am Fuße einer Eiche. Dort legte ich den Unterkiefer dazu und bedeckte beides mit etwas Laub. Später dachte ich, dass mein Unterbewusstsein mich damit hatte ablenken wollen, denn als ich mich umdrehte, tat sich mir ein grausiges Bild auf. Etwa 10 m vor mir lagen eng nebeneinander zwei leblose, enthäutete Tierkörper. Bei näherem Herantreten erkannte ich, dass es zwei Caniden waren, am ehesten wohl Füchse - den makellosen Zähnen nach zu urteilen wohl Jungfüchse. Ihren Körpern hatte man buchstäblich von der Rute bis zum Kopf das Fell über die Ohren gezogen. Der Brustkorb der beiden getöteten Tiere war jeweils von einer großen Schusswunde durchschlagen worden. Wohl um sie besser häuten zu können, hatte man ihnen die Pfoten abgehackt.


Wie die beiden da so beieinanderlagen, ihres letzten Schutzes, des Felles, beraubt, erinnerten sie in ihrer Stellung an zwei Kinder, zwei Tierkinder, die aneinander gekuschelt schliefen. Ich war so voller Entsetzen, mein Herz verkrampfte sich, meine Kehle fühlte sich trocken und wie abgeschnürt an. Das grausame Bild von den beiden brutal erschossenen und enthäuteten jungen Tieren, die man bewusst und völlig ohne Respekt auf der Lichtung hatte liegen lassen, einfach weil es bequemer war, hatte sich bereits tief in mir eingebrannt. Auch meine sehr sensible Hündin, die währenddessen in großem Abstand wartete, wirkte wie eingefroren.


Angesichts dieses grauenvollen Leids, das die beiden Füchse durchlitten hatten und angesichts dessen, dass man sich nicht mal Zeit genommen hatte, die weggeworfenen Tiere zu begraben, um ihnen damit ein Mindestmaß an Würde zurückzugeben, empfand ich eine unerträgliche Ohnmacht. Das einzige, was ich in diesem Augenblick zu tun vermochte war, die Füchse mit dem Eichenlaub zuzudecken, das ringsherum überall angehäuft war. Ein hilfloser Versuch, die furchtbare Tat und das ignorante Liegenlassen auszugleichen.


Zu diesem Zeitpunkt war meine einzige Erklärung für diese Tat und das unzivilisierte Verhalten, dass es sich um Wilderei handeln müsste. Wobei ich mich allerdings fragte, was jemand mit den durch die Schüsse beschädigten Fuchspelzen anfangen könnte. In einem Telefonat mit einer Sachkundigen der hiesigen Nabu-Ortsgruppe wurde mir jedoch versichert, dass es sich um eine bekannte und recht übliche Praxis nach der regulären Fuchsjagd handelte. Zwar würden die erschossenen und für die Jäger ansonsten „wertlosen“ Füchse oft vergraben werden. Es sei aber auch nicht selten, dass man sie in wenig frequentiertem Gelände einfach achtlos liegen ließe. Die Felle hatte der Jäger in diesem Fall trotz der großen Schusswunden wohl doch als wertvoll betrachtet, vielleicht aber auch nur als Trophäe mitgenommen?


Das Erlebnis ließ mir keine Ruhe und ich erinnerte mich daran, vor längerer Zeit von Frau Dr. Antje Oldenburg, der Pressesprecherin des Nabu-Kreisverbandes Heidekreis, einen eindrücklichen Artikel gelesen zu haben, in dem sie ein Plädoyer für ein Ende der Fuchsjagd hält. So kam ich in Kontakt mit Frau Dr. Oldenburg, die mir nach Prüfung meiner Fotos durch zwei Sachverständige bestätigte, dass es sich tatsächlich um Füchse mit Schusswunden handelte. Wir waren uns sofort darin einig, dass das stumme und unsägliche Leid der Füchse durch eine bei heutigem Wissen in Frage zu stellende intensive Fuchsjagd in der Öffentlichkeit sichtbar werden sollte. Nicht nur das bloße Töten der Füchse ist fragwürdig. Das Betreiben von Schliefenanlagen - künstlich angelegte Fuchsbaue, in denen man zahme Füchse hält, um an ihnen Jagdhunde zur Baujagd auszubilden - die Jagd am Naturbau selber, die Jagd durch „Lebend“- und Schlagfallen - all diese grausamen und aus wissenschaftlicher Sicht nicht erforderlichen Methoden sind im „Dunkeln des Waldes“ eine wenig bekannte, aber alltägliche Realität.

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