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Lovis Kauertz

Steuergelder für gewerbliches Pelzprojekt der Jagdverbände

Pelz ist untrennbar mit Leid und Tod von Tieren verbunden. Dennoch versuchen Jagdverbände, Pelz wieder salonfähig zu machen – und nutzen dazu nach Informationen des Aktionsbündnisses Fuchs in erheblichem Maße Steuergelder aus staatlicher Förderung. Große Modedesigner und Kaufhäuser – wie zuletzt etwa Breuninger oder Chanel – nehmen zunehmend Abstand von Produktion und Verkauf von Pelzmode.

Der Deutsche Jagdverband hat 2016 gemeinsam mit dem Landesjagdverband Baden-Württemberg die Fellwechsel GmbH gegründet, ein Unternehmen, das Felle getöteter Wildtiere als vermeintlich naturnahe Kleidung und Accessoires verarbeiten und vermarkten soll. So wurde im baden-württembergischen Rastatt eine zentrale Abbalgstation errichtet, in der Füchsen, Mardern und anderen Beutegreifern das Fell über die Ohren gezogen wird. Der Zentralverband des Kürschnerhandwerks steuert das von ihm selbst eingeführte Label „we prefur“ bei, mit welchem dem Projekt ein ökologischer Anstrich gegeben werden soll.

Fuchs im Schnee

Defizitäres Joint Venture der Jagdverbände zieht Füchsen das Fell über die Ohren, subventioniert durch den Steuerzahler. Bild: Luise Dittombée

Defizitäres Pelz-Unternehmen mit Mitteln steuerbefreiter Jagdverbände finanziert

Obwohl finanzkräftige jagdaffine Firmen wie etwa die Blaser Jagdwaffen GmbH zu den Abnehmern der Fellwechsel GmbH gehören, und obwohl Jäger derzeit angehalten werden, erlegte Tiere gratis zur Verfügung zu stellen, ist das Projekt hochgradig defizitär und hat im ersten Jahr seiner Geschäftstätigkeit Verbindlichkeiten von über 400.000 Euro angehäuft. Bezeichnenderweise bestehen laut Bundesanzeiger 138.000 Euro dieser Verbindlichkeiten gegenüber den Gesellschaftern - obwohl etwa der Deutsche Jagdverband satzungsgemäß ein gemeinnütziger Verein ist. Durch die Hintertür kann damit dessen Steuerbegünstigung genutzt werden, um ein fragwürdiges Wirtschaftsunternehmen zur Pelzvermarktung zu finanzieren. (1)

Das Land Sachsen-Anhalt subventioniert Pelzprojekt der Jagdverbände

Doch damit nicht genug: Wie zwei Kleine Anfragen aus Sachsen-Anhalt zeigen, wird „Fellwechsel“ in erheblichem Umfang direkt mit Steuergeldern subventioniert. So heißt es in den Ausführungen der schwarz-rot-grünen Landesregierung in Magdeburg, dass im Jahr 2018 Haushaltsmittel von 100.000 Euro „zur Umsetzung des Projektes „Fellwechsel“ in Sachsen-Anhalt“ reserviert seien. Zudem wurden Mittel für die Anschaffung von 40 Gefriertruhen und vier Kühlcontainern in Einrichtungen des Landesforsts bereitgestellt (2). Es ist wohl davon auszugehen, dass für deren laufenden Betrieb ebenfalls der Steuerzahler aufkommen soll.

Pelz als Rechtfertigung für die Jagd auf Füchse und andere Beutegreifer

Die Pelzgewinnung aus zum großen Teil tierquälerischer Jagd wird kaum rentabel werden - das Projekt Fellwechsel dient deshalb wohl vor allem als Propagandainstrument. Mit dem Hinweis auf vermeintlich „ökologisch korrekten“ Pelz will man die gesellschaftlich geächtete Pelzkleidung wieder salonfähig machen und eine Rechtfertigung für die fragwürdige Verfolgung von Füchsen und anderen Beutegreifern schaffen. So wird in Verbindung mit der Vermarktung der Pelzprodukte behauptet, dass die Jagd auf Fuchs und Co. notwendig und eine Nutzung der Felle daher nicht verwerflich sei. Tatsächlich setzt sich hingegen immer mehr die Erkenntnis durch, dass die Jagd auf Füchse oder Marder keineswegs notwendig, sondern ökologisch unsinnig ist und beispielsweise die Ausbreitung von Wildtierkrankheiten fördert.

Dabei ist es schlichtweg abstrus, Pelz als nachhaltige Kleidung zu bewerben. Tatsächlich kommen etwa beim Gerben der Felle hochgradig toxische Chemikalien zum Einsatz, und beim Schuss auf die Tiere wird meist umweltschädliches Bleischrot verwendet. Hinzu kommt, dass gerade Füchse oft durch besonders grausame Jagdpraktiken wie die Fallen- oder die Baujagd zu Tode kommen.

Tote Füchse nach einer Fuchswoche

Die auf Initiative des Deutschen Jagdverbands und des Jagdverbands Baden-Württemberg gegründete Fellwechsel GmbH will das Tragen von Pelz wieder salonfähig machen.

Bild: B. u. S. Pelli

Bundesrat: Keine Notwendigkeit, sich mittels Pelz gegen Kälte zu schützen

Der Deutsche Jagdverband hat die Zeichen der Zeit offensichtlich ebenso wenig erkannt wie die Landesregierung in Magdeburg. Die bei weitem überwiegende Bevölkerungsmehrheit spricht sich gegen Produkte aus Echtpelz aus, und auch der Deutsche Bundesrat sieht in einem 2015 vorgelegten, bislang aber nicht umgesetzten Gesetzentwurf keine Notwendigkeit, sich hierzulande mittels Pelzkleidung gegen Kälte zu schützen (3).

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Quellen:

Ausführliche Darstellungen über Füchse und Fuchsjagd sowie wissenschaftliche Nachweise finden Sie in den Erläuterungen und Quellenangaben des Aktionsbündnisses Fuchs.

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