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Lovis Kauertz

Anzeigenkampagne beleuchtet Tierquälerei durch zuständiges Staatsministerium in Bayern

Hören - Am Samstag, den 9. September, startete mit einem Eichelhäher-Motiv eine Anzeigenkampagne im Münchner Merkur und der TZ. Die Kampagne macht auf Aspekte der vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium per Gesetz geförderte, nicht tierschutzkonforme Jagd aufmerksam. Im Rahmen der Kampagne sprechen wir über

  • die ausschließlich in Bayern zulässige Vergnügungsjagd auf Eichelhäher

  • Bayern ist der Protagonist der nicht tierschutzkonformen Wald-vor-Wild-Ideologie

  • und die tierverachtende Jagd auf Waschbären-Eltern.

Lassen Sie uns mit dem Thema Eichelhäher starten:

Aus einer Drucksache des Bayerischen Landtags [1] vom 10. Februar 2020 geht hervor, warum dort jährlich etwa 20.000 Eichelhäher erschossen werden. Fragen und Antworten haben wir gekürzt und sinngemäß wiedergegeben:


Frage Abgeordneter: Warum dürfen in Bayern Eichelhäher gejagt werden?

Antwort Landwirtschaftsministerium: Weil er in Bayern dem Jagdrecht unterstellt ist und eine Jagdzeit hat.

Frage: Wie viele Eichelhäher gibt es in Bayern?

Antwort: Der Bestand wird auf ca. 100.000 bis 300.000 Brutpaare/Reviere geschätzt.

Frage: Welche ökologischen Folgen hat die Bejagung des Eichelhähers?

Antwort: Keine: Es sind doch eh nur wenige, die erschossen werden. Also lassen wir unseren Jägern doch den Spaß.


Es ist schon entblößend, wenn das von Michaela Kaniber (CSU) geführte Landwirtschaftsministerium offen einräumt, dass der Eichelhäher bejagt wird, weil man ihn – aus Sicht des Bayerischen Staatsministeriums – bejagen darf und sein Bestand offensichtlich nicht gefährdet ist. Nicht einmal ansatzweise wird ein vernünftiger Grund im Sinne des Tierschutzgesetzes bemüht. Bei der Waldschnepfe versuchen sich Behörden noch herauszureden, indem man auf die Möglichkeit des Grillens der Innereien – den sogenannten Schnepfendreck – verweist, was natürlich auch kein Grund ist. Aber beim Eichelhäher: Nichts.


Dazu Hannah Reutter, ausgebildete Jagdjournalistin beim Bayerischen Jagdverband und verantwortlich für das Jagdmagazin „JAGD in Bayern“: „Durchs Revier zu streifen und auf Eichelhäher zu jagen: eine schöne, abwechslungsreiche Jagdart auf sehr intelligentes Wild.(Jagd in Bayern 11/2022) Und Dr. Gertrud Helm, 2020 Sprecherin des Bayerischen Jagdverbandes erklärt: „Der Eichelhäher stört aber auch sehr den Jagdbetrieb“, nicht umsonst gelte er als „Waldpolizei“ und warne durch sein lautes Rufen die anderen Tiere vor Jägern. „Und in Regionen, in denen der Eichelhäher sehr häufig ist, muss man ihn deswegen eben auch mal entnehmen ..." [2]


Die Vögel fallen zwar während der Brutzeiten gelegentlich als Nesträuber anderer Singvögel auf, gefährden aber keineswegs deren Bestände. [3] Vielmehr erweisen sich Eichelhäher gerade für den Waldbau als nützliche Gesellen. Sie sammeln pro Jahr bis zu 5.000 Eicheln, dazu Bucheckern, Hasel- und Walnüsse, und vergraben sie, um sie in nahrungsarmer Zeit wieder auszugraben. Was nicht wiedergefunden wird - das ist etwa die Hälfte der vergrabenen Samen, wird zu neuen Bäumen, die unsere Wälder in Zeiten des Klimawandels doch dringend benötigen. [2]

Bayern hat in Sachen Tierquälerei noch mehr auf dem Kasten: Dort dürfen bei diversen Tierarten die Eltern von Jungtieren erschossen werden, mit zweifelhaften Argumenten wird die „Entnahme“ von Wölfen und Fischottern angeordnet und last but not least sind die Bayern der Protagonist in Sachen „Wald vor Wild“. Die Übersetzung von „Wald vor Wild“ ist übrigens „Krieg gegen Wildtiere“.

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Quellennachweise und weitere Informationen:


Anzeigenkampagne Motiv II: Wald vor Wild

Anzeigenkampagne Motiv III: Jagd auf Waschbären-Eltern



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