Spendenaktion: Wildtieren helfen und Artenvielfalt im Nationalpark erhalten
Hören - Schreckliche Bilder von Rehen und Hirschkälbern, die am Wildschweinzaun im Nationalpark Unteres Odertal auf der Flucht vor dem Hochwasser ertrinken oder vor Erschöpfung sterben, sind in den vergangenen Wochen durch die Medien gegangen. Kurzfristig eingeleitete Maßnahmen des zuständigen Landkreises Uckermark wie die stellenweise Reduzierung der Zaunhöhe oder der Einbau von Zaunfenstern werden die Situation an der Oder insbesondere im Hinblick auf das kommende Frühjahrshochwasser an der Oder wohl kaum entschärfen.
Rehe und Hirschkälber sind Tiere, die in diesen Tagen augenscheinlich qualvoll am ASP-Zaun sterben. Es gibt aber auch zahlreiche kleinere zum Teil streng geschützte Tierarten, die kaum eine Möglichkeit haben, den umzäunten Hochwasserpoldern im Nationalpark Unteres Odertal zu entkommen. Selbst dann, wenn einige Tiere der Katastrophe durch eine gefährliche Flucht durch die Zäune entgehen – sie werden nicht zurückkommen können. Auch sind die Wanderungen vieler Tiere zwischen ihren jahreszeitlich unterschiedlichen Lebensräumen durch die Zäune erheblich eingeschränkt. Die zum Schutz vor der Afrikanischen Schweinepest im deutsch-polnischen Grenzgebiet aufgestellten Zäune beschädigen so nachhaltig das bestehende Natura-2000-Gebiet und den Zweck des Nationalparks.
Wildtierschutz Deutschland hat in dieser Woche ein erstes Rechtsgutachten zu der Situation im Odertal in Auftrag gegeben. Wir sind der Meinung, dass die Hochwasserkatastrophe absehbar war und schon im Planungsstadium durch eine alternative Zaunführung hätte vermieden werden können. Die Folgen für den Naturraum und die einzigartige Tierwelt sind unverhältnismäßig. Für uns ist es unverständlich, warum nicht auch das für den Nationalpark verantwortliche grüne Umweltministerium hier ein Machtwort gegenüber der zuständigen Landrätin in der Uckermark spricht. Schließlich besteht die große Gefahr, dass der Nationalpark nach und nach ausblutet. Denn es ist derzeit nicht absehbar, dass der Zaun in den nächsten Jahren wieder verschwindet.“
Eine vertretbare und schnell umsetzbare Lösung bieten die Initiatoren einer inzwischen von über 100.000 Unterstützern unterzeichneten Petition an den Landkreis Uckermark und das Brandenburgische Verbraucherschutzministerium an: Auf einer Länge von etwa 22 km soll der Zaun einige hundert Meter nach Westen verlegt werden. Dann hätten die Tiere zumindest die Möglichkeit, bei Hochwasser sichere Bereiche aufzusuchen.
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In einem offenen Brief wendet sich die Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht heute mit ähnlichen Schreiben an die Landrätin des Landkreises Uckermark und die Verbraucherschutzministerin des Landes Brandenburg, Frau Ministerin Nonnemacher: Anschreiben Landrätin Dörk
Das Schreiben erläutert die Rechtslage im Hinblick auf das Tierseuchenrecht, das Tier- und Naturschutzgesetz und schließt rechtliche Verfehlungen beim Bau des Zauns bezüglich des Tierschutzes und der FFH-Verträglichkeitsprüfung nicht aus.
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