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Dr. Martin Steverding

Das System Baujagd: Auch hier geht es um Geld

Hören | Baujagd ist extrem brutal. Bestenfalls jagen Hunde den Fuchs aus dem Bau, der von den draußen wartenden Jägern bei seinem Fluchtversuch erschossen wird - bestenfalls. Es kommt aber ebenso vor, dass die Füchsin im Bau bereits Junge geboren hat, die sie mit ihrem Leben verteidigt. Es gibt einen blutigen Kampf auf Leben und Tod, bis die Jäger den Bau aufgraben. Der schwer verletzte Fuchs – falls nicht bereits tot – bekommt mit dem Revolver eine Kugel in den Kopf oder mit dem Spaten einen Schlag ins Genick. Die Welpen werden aus dem Geburtskessel geholt und totgeschlagen. Der schwer verletzte Hund wird mit den eigens dafür mitgebrachten Utensilien notdürftig zusammengeflickt und danach zur Tierklinik transportiert. Stolz wird der Besitzer später die Narben seines Tötungsgehilfen präsentieren.

toter fuchs nach einer baujagd
Baujagd ist auch nicht weidgerecht, denn der Fuchs hat kaum eine Chance, den Jägern zu entkommen.

Die Baujagd ist nicht nur brutal, sondern jagdlich völlig irrelevant, denn ihr Anteil macht nur ein bis zwei Prozent an der gesamten Fuchsstrecke aus. Beides, die Brutalität und die fehlende Relevanz, sollten doch nach gesundem Menschenverstand eigentlich längst zur Abschaffung der Baujagd geführt haben. Leider ist die Realität eine andere, bei genauem Hinsehen wird das dahinterstehende System deutlich:


Die Baujagd ist eine Jahrhunderte alte Tradition. Mehrere Hunderassen verdanken ihre Existenz dieser Jagdmethode. Der Dackel ist mit seinem langen wurstförmigen Körper und den extrem kurzen Beinen eigens für die Baujagd gezüchtet worden. Die Körperform und ein aggressiv-draufgängerisches Jagdverhalten waren und sind weiterhin seine Zuchtziele. Auch Jagdterrier, Foxterrier und viele weitere kleine Terrierrassen entstanden durch gezielte Selektion auf geeignete Körperform für die „Arbeit“ im Bau und „Raubwildschärfe“. Mit diesen Hunderassen wird – wie mit anderen Hunderassen auch – viel Geld verdient.


Zu diesem System gehören auch die Schliefenanlagen. Hier werden die Hunde für die Baujagd trainiert, indem sie der Fuchsspur im Gangsystem der Anlage folgen und den Fuchs im Kessel stellen. In Deutschland müssen seit 1995 Fuchs und Hund durch einen Schieber bzw. eine Klappe getrennt sein. Todesangst empfindet der Fuchs im engen Kessel trotzdem, denn eine Gewöhnung an diese Situation der extremen Bedrängung ist unmöglich. In einigen europäischen Ländern ist kein Trennschieber vorgesehen, die Füchse sind hier Verbrauchsmaterial für das Hundetraining. Hat der Hund den Fuchs im Kessel „abgewürgt“ (=totgebissen), wird dieser durch den nächsten ersetzt. So können bei einem Event mit Bier und Grillfleisch an einer slowakischen Schliefenanlage auch mal 20 oder 30 Füchse „verbraucht“ werden.


Erfolgreiche Bauprüfungen im Stammbaum steigern den Verkaufswert der Bauhunde. Der Großteil der Schliefenanlagen wird von den Hundeclubs wie dem DTK (Deutscher Teckelklub) oder dem DJT (Deutscher Jagdterrierclub) betrieben. Sie dienen in erster Linie der Erwirtschaftung von Gewinn und der Steigerung des Ansehens der eigenen Zuchtlinie. Die Schliefenfüchse leiden für den Profit der Hundezüchter und Hundeclubs.


Ein großes Interesse am Fortbestand der Baujagd besteht natürlich auch seitens der Jägerschaft. Dabei geht es weniger um wirtschaftlichen Gewinn, sondern um die pure Freude an dieser extrem brutalen Jagdart. Es geht um den Nervenkitzel, den flüchtenden Fuchs zu treffen und um das Ergötzen am Kampf Hund gegen Fuchs.


Das letzte Glied im System Baujagd ist der Fuchs selbst. Er ist hier nichts als ein Objekt zum Ausleben niederer Triebe und zur Erwirtschaftung von Gewinn aus dem Verkauf von Hunden mit zweifelhaften Zuchtzielen.

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