Hören - Nur so viel vorweg: Sämtliche Arten, die Jäger vorgeben oder vorgaben zu schützen sind in den vergangenen Jahrzehnten in vielen Gegenden ausgestorben (das Auerhuhn, das Birkhuhn) oder auf die Roten Listen der gefährdeten Arten gerutscht. So gibt es heute nur noch einen Bruchteil der Zahl der Rebhühner, Fasanen, Feldhasen wie noch vor 10, 20, 30 Jahren.
Wussten Sie, dass es eine Empfehlung des Deutschen Jagdschutzverbandes gab, Igel im Revier „kurzzuhalten“, sprich zum Beispiel mit dem Jagdmesser zu töten? Schließlich fressen Igel auch Fasanengelege. Das erstmals 1950 erschienene Merkblatt Nr. 2 zur Fasanenhege wurde 1985 vom Deutschen Jagdschutzverband neu aufgelegt und nach öffentlichem Unmut erst 1997 aus dem Verkehr gezogen. In den 1970er Jahren wurden pro Jahr noch etwa 1,3 Mio. Fasane erschossen – heute gibt es nicht mehr so viele, da reicht es nur noch für weniger als ein Zehntel der Strecke. Und das obwohl in den vergangenen 50 Jahren wohl zigtausend dieser Tiere für die Jagd gezüchtet und ausgesetzt wurden, wohlwissend, dass über 90 % die ersten sechs Monate nicht überleben. So geht Artenschutz á la Jagdverband.
Artenschutz á la Jagdverband war auch lange die Jagd auf Greifvögel. Als diese 1970 verboten wurde, prognostizierten große Teile der Jägerschaft ein regelrechtes Schreckensszenario. Der Bestand der Greifvögel würde bedrohlich ansteigen, sie würden Singvögel und Kleinsäuger in Deutschland binnen weniger Jahre gänzlich ausrotten. Sogar eine Bedrohung für den Menschen wurde allen Ernstes propagiert. Und man müsse die Greifvögel weiterhin unbedingt bejagen um deren Bestand zu regulieren, da sie keine natürlichen Feinde hätten, so die Jagdbefürworter. Seit über 50 Jahren nun dürfen Greifvögel in Deutschland nicht mehr bejagt werden und bis heute hat sich nichts von den furchterregenden Weissagungen bewahrheitet. Die Natur braucht den Menschen nicht als Regulator, sie regelt sich selbst durch Nahrungsangebot, Sozialstrukturen, Krankheiten und durch klimatische Einflüsse. Einige Jäger sehen das auch heute noch nicht ein und bejagen Greifvögel illegal oder vergiften sie.
Den Rotfuchs versuchten Jäger während der Hoch-Zeit der Tollwut sogar mittels Begasung der Baue auszurotten. Es ist ihnen nicht gelungen. Die Tiere kompensierten die hohen Verluste durch eine entsprechend hohe Reproduktion und durch Zuwanderung. Die Tollwut wurde im Übrigen nicht durch die Jagd oder durch Jäger ausgemerzt, sondern erst durch den Abwurf von Tollwutimpfködern aus dem Flugzeug.
Heute wird die Öffentlichkeit für dumm verkauft (nicht nur von den Jagdverbänden, auch von der Politik), indem man ihr versucht weiszumachen, die Fuchsjagd würde der Erholung des Bestands von Rebhühnern, Fasanen, Feldlerchen und Feldhamstern dienen. Fakt ist aber, dass obwohl in den letzten Jahrzehnten jährlich zum Teil mehr als eine halbe Million Füchse erschossen wurden, es bundesweit nicht einmal eine annähernde Erholung der Bestände dieser Arten gibt. Schlimmer noch: das Rebhuhn stirbt aus, der Feldhase gilt gemäß der Roten Liste 2020 als gefährdet. Der Fuchs ist nicht das Problem. Land- und Forstwirtschaft und Siedlungsbau zerstören Lebensräume und vernichten Nahrungsgrundlagen. Die Zahl der für Vögel, Igel und Fledermäuse erforderlichen Insekten in signifikant zurückgegangen, die Kräuterapotheke für den Feldhasen existiert rudimentär nur noch in wenigen Regionen.
Bei der Fuchsjagd geht es nicht um Artenschutz. Feldlerchen und Feldhamster interessieren wohl die wenigsten dieser sich gerne als Naturschützer bezeichnenden Spezies - genauso wenig Kröten, Fledermäuse, Igel oder Greifvögel. Es geht doch im Wesentlichen um den Jagdspaß, die Freude am Töten. Die kann aufgrund der Gesetzeslage mit dem Rotfuchs und anderen Beutegreifern nach wie vor ausgelebt werden.
Was dem Jäger nicht passt, wird zum Feind erklärt und heute mehr denn je durch unsachliche Berichte, Meinungsmache und tendenziöse Information zum Schädling degradiert. Das gilt nicht nur für Füchse, Dachse, Marder – in den letzten Jahren sind die Jagdverbände auf diese Art und Weise zunehmend erfolgreich beim Marderhund, beim Waschbären und auch bei der Nilgans.
Der Waschbär wurde unter dem Applaus der Jagdverbände durch die EU zur sogenannten „invasiven“ Art erklärt, das obwohl der seit den 1930er Jahren in Deutschland lebt und schon lange durch das Bundesamt für Naturschutz als heimische Art anerkannt wurde. Damit wird nicht nur sein Schutzstatus weiter eingeschränkt, auch die Hemmschwelle wenigstens die Minimalanforderungen des Tierschutzgesetzes zu respektieren, sinkt erheblich.
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