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  • Dr. Martin Steverding

Füchse – Spiegel unseres Naturverständnisses

Hören | Fuchsjagd beenden! Dieses Hobby schafft Leid und keinen Artenschutz“ ist mit einigem Abstand auf Platz 1 der diesjährigen Themenwahl bei Abstimmung21 gekommen. Das Thema führte und führt weiterhin zu hitzigen Diskussionen: Es gäbe doch viel wichtigere Themen auf dieser Welt, oder: Wie ist es möglich, dass ein solches Randthema auf den ersten Platz gelangt?

All diese Reaktionen zeigen, dass die Tragweite des Themas vielen Menschen nicht bewusst ist. Es geht hier zum einen um Millionen von Tierleben, denn alljährlich sterben mehr als 400.000 Füchse in Deutschland durch Jägerhand. Zum anderen geht es um noch viel mehr: Der Umgang von uns Menschen mit dem Fuchs spiegelt unseren Umgang mit der Natur, mit unseren Mitbewohnern auf der Erde wider.


„Fox on the run“, der Fuchs auf der Flucht, dieses Sinnbild des Gehetzten, des Gejagten, des Ausgelieferten findet sich sogar in diversen Rock- und Popsongs wieder. Der Fuchs ist dazu da, verfolgt und getötet zu werden, zu Pferde, mit der Hundemeute, mit dem Gewehr oder schlicht mit dem Knüppel. Er hat die Gans gestohlen, er bringt die Tollwut bzw. nach deren Ausrottung den Fuchsbandwurm oder er verdreckt zumindest den Rasen und buddelt hässliche Löcher in den Garten.


Wir finden immer einen Grund, den Fuchs zu verjagen, zu verfolgen und zu töten – seit Jahrhunderten, aus Tradition. Füchse werden mit Hunden aus ihrer Wohnstatt gejagt und bei der Flucht erschossen, in Schliefenanlagen werden raubwildscharfe Hunde an ihnen trainiert – auch aus Tradition. Was die Füchse dabei durchmachen, welche Todesangst sie dabei immer und immer wieder erleben, zählt nicht. Ebenso wenig zählen die kleinen Zwinger, in denen die Schliefenfüchse vegetieren, oft mit Betonboden, bedeckt mit Exkrementen. Es sind ja nur Füchse!


Allmählich macht sich aber auch in unseren Köpfen breit, was Indigene in vielen Teilen der Welt schon seit Jahrtausenden wissen und was unsere Vorfahren auch wussten, bevor sich die Maxime „Macht euch die Erde untertan“ durchgesetzt hatte: Füchse und all die anderen Mitbewohner unseres Planeten sind unsere Brüder und Schwestern – das heißt nichts anderes als: Sie sind uns viel ähnlicher als wir es bislang wahrhaben wollten, sie empfinden ebenso wie wir Freude, Trauer, Schmerz und Angst.


Günther Schumann, der 11 Jahre lang das Leben der wilden Füchsin Feline im nordhessischen Reinhardswald begleitete, bewies eindrucksvoll, wie feinfühlig und empfindsam Füchse sind. Er begegnete ihnen auf Augenhöhe, ohne Überheblichkeit. Er ließ sich auf die Füchse ein und diese belohnten es mit unglaublichen Einblicken in ihr faszinierendes Leben, ihren liebevollen Umgang miteinander, aber auch ihren Streitereien, ihrem Spiel und so vieles mehr. Wer seine Bücher liest, wird denken: Füchse sind auch nur Menschen…


Es ist höchste Zeit, den Umgang mit unseren Mitbewohnern zu überdenken und kritisch zu hinterfragen. Wir sitzen alle im selben Boot, die Füchse, die unzähligen anderen Tiere und Pflanzen und wir. Das Boot heißt Erde – und davon haben wir nur diese eine! Wir sehen am Zustand der Natur, der Ökosysteme, der ganzen Welt, wohin der Anthropozentrismus, also die Denkweise, dass wir die Krone der Schöpfung seien, führt. Allmählich, aber viel zu allmählich und hoffentlich noch nicht zu spät, wächst die Einsicht, dass wir Menschen nur eine Art unter sehr vielen sind.


Wenn wir endlich einsehen, dass wir nicht das Recht haben, empfindungsfähige Wesen zu unserem Vergnügen oder aus Tradition zu hetzen, zu foltern und zu töten, dann hat der Wandel im Umgang mit der Natur und mit der einen und einzigen Erde eine Chance. Wenn wir dem Fuchs, und nicht nur ihm, endlich auf Augenhöhe begegnen und als unsere Mitbewohner akzeptieren, dann wird die Welt nicht nur für sie, sondern auch für uns viel lebenswerter.


Stimmen Sie mit uns gegen die Fuchsjagd und machen Sie damit einen Schritt zu einem respektvollen Zusammenleben von Menschen und den (anderen) Tieren. Abstimmungsunterlagen hier anfordern.

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