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Lovis Kauertz

Fakten statt Jägerlatein - FAQ für Leserbriefe und mehr (Teil 2)

Propaganda: „Durch die hohe Wildschweindichte steigt das Risiko der Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest (ASP)“

Fakt ist, dass in Deutschland niemand verlässlich sagen kann, wie viele Wildschweine es hierzulande gibt. Von einer hohen Wildschweindichte zu sprechen ist also rein subjektiv. Als riskante Einschleppungswege für die ASP sieht das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) vor allen Dingen die illegale Einfuhr von infizierten Schweinen und von tierischen Nebenprodukten aus Osteuropa. Auch andere indirekte Übertragungswege (Fahrzeuge, kontaminierte Ausrüstungsgegenstände einschließlich Jagdausrüstung, landwirtschaftlich genutzte Geräte und Maschinen, Kleidung) sind ein Risiko. Die Wildschweindichte hat keine Auswirkung auf das Risiko der Einschleppung der ASP.

Mehr dazu in unseren Artikeln über die Afrikanische Schweinepest

Wildschweinrotte

Niemand kann verlässlich sagen, wie viele Wildschweine es gibt. Bild: Michael Hamann

Propaganda: „Durch die hohe Wildschweindichte steigt das Risiko der Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP).“

Fakt ist, dass sich Wildschweinbestände allein durch jagdliche Maßnahmen nicht reduzieren lassen. Das zeigt die Entwicklung der Zahl der erschossenen Wildschweine der letzten 40 Jahre und das belegt eine Studie der Europäischen Behörde für Nahrungsmittelsicherheit (EFSA) aus 2014. Das, was Landwirtschaftsminister landauf landab propagieren, nämlich eine noch intensivere und tierquälerische Wildschweinejagd als bisher schon, ist nicht zielführend. Die Reproduktion von Wildschweinen ist kompensatorisch. Das bedeutet, dass zum Beispiel Verluste durch die Jagd durch mehr Nachwuchs kompensiert werden (einzelne Sauen bekommen mehr Jungtiere und diese beteiligen sich dann auch schon bald an der Vermehrung). Unabhängig von der Wildschweindichte liegt das Hauptrisiko immer in der Verbreitung durch menschliches Handeln.

Mehr dazu in unseren Artikeln über die Afrikanische Schweinepest

Junges Wildschwein im Dickicht

Der Bauernverband fordert 70 % der Wildschweine zu töten. 70 Prozent wovon hat er nicht gesagt. Der Deutsche Jagdverband meint, es gäbe 300.000 Wildschweine. Im Jagdjahr 2015/16 wurden aber 600.000 Wildschweine getötet. Spinnen denn alle? Bild: Michael Hamann

Propaganda: „Die den Abschuss von 70 % des Wildschweinbestandes lässt sich das Risiko der Afrikanischen Schweinepest reduzieren.“

Fakt ist, dass der Bauernverband, der diese unsinnige Forderung gestellt hat, überhaupt keine Kenntnis des aktuellen Bestands von Wildschweinen in Deutschland hat. Das weiß allerdings auch sonst keine Behörde. Nicht einmal der Deutsche Jagdverband. In „Die Zeit“ wird er mit einer Schätzung von etwa 300.000 Wildschweinen in Deutschland quasi ausgelacht.

Man kann sich der Zahl der Wildschweine in Deutschland aber annähern. Die höchste bekannte Verringerung einer Wildschweinpopulation gelang in einem eingezäunten spanischen Jagdgebiet von 723 ha (Boadella et al., 2012). Trotz aller Ungewissheit hinsichtlich der Bestandmessung ging man von einer Reduzierung um 56,8 % aus. Bezogen auf eine Fläche wie Deutschland, entspricht die aktuelle Reduzierung der Zahl der Wildschweine vielleicht 40 %. Das hieße, es gab während der vergangenen vier Jagdjahre etwa 1,2 bis 1,5 Million Wildschweine in Deutschland. In den kommenden Jahren müsste man also - um die 70 %-Quote zu erfüllen - jeweils zwischen 830.000 und 1,06 Million dieser intelligenten Tiere abschießen – was illusorisch ist. Im Mittel der letzten 10 Jahre wurden pro Jahr etwa 540.000 Schwarzkittel niedergemetzelt.

Mehr dazu in unseren Artikeln über die Afrikanische Schweinepest

Ein kräftiger Keiler im Unterholz

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