Der Originaltext des Autors Carl Sonnthal, www.wildbeimwild.com, Schweiz, wurde für den deutschen Leser leicht angepasst.
Kaum sind einige Luchse und Wölfe im Land, ist manch ein Jäger schon wieder überfordert. Jäger stehen an vorderster Front, wenn es darum geht, diese Tiere ins Jagdrecht zu übernehmen und Abschussquoten zu fordern.
Im Urzustand, also dort, wo der Jäger das Leben und die Biodiversität in der Natur nicht durcheinander gebracht hat, sind Wildbestände vorhanden, die sich dynamisch anpassen. Beutegreifer, harte Winter, Krankheiten und Nahrungsangebot sorgen dafür, dass keine Massenvermehrung eintritt.
Jäger zählen gerne die Hegestunden, Bäume und Büsche, die sie — aus lauter Naturliebe natürlich und im fürsorglichen Dienst an der Allgemeinheit — pflanzen. Warum sie dafür einen Jagdschein brauchen, wissen nur sie. Wenn ihnen jedoch Bäume auf dem Hochstand (die häufig ohne Befragung des Grundstückseigentümers errichtet werden) im Schussfeld stehen, sägen Jäger sie nicht selten illegal ab, um Schussschneisen anzulegen. Das ganze Propaganda-Geschrei um die Hegearbeit verhält sich umgekehrt proportional zu den Taten.
Es sind die Jäger, die das Wild scheu machen. Bild: Michael Hamann
Mit ihren hunderten Tonnen Munitionabfällen verseuchen sie Boden, Gewässer und auch das Fleisch der Tiere. Daran stirbt ein erheblicher Teil von fleischfressenden Beutegreifern, insbesondere Greifvögel.
Jagd ist sportliches Schießen auf bewegliche, lebende Ziele in tierquälerischer Gesellschaft. Nicht selten werden die gesunden Tiere nicht richtig getroffen. Ein Jäger verpasst einem Rotwildkalb einen Bauchschuss. Alle Wildtiere im selbigen Gebiet zucken wegen des Lärm zusammen, haben Angst. Der Darm tritt aus. Vor Schmerzen gepeinigt und in höchster Todesangst flieht das Jungtier. Es beginnt eine dreiviertelstündige Hetzjagd mit Hunden. Der Darm tritt weiter aus. Er wickelt sich um die Beine des Tieres. Das Tier reißt sich selbst den ganzen Darm heraus. Der Darm zerreisst in Stücke. Die Stücke säumen seinen Fluchtweg. Die Hunde beissen das Tier am ganzen Körper. Am Ende klopft sich der Jäger dafür auf die Schulter, dass er das Tier von “seinem” Leid erlöst hat. Das sind Naturerlebnisse, die Passion des Jägers.
Dennoch nennen sich Jäger Naturschützer. Ständig führen sie ihre gesetzliche Verpflichtung, durch die Hege des Wildes für einen “artenreichen und gesunden Wildbestand” zu sorgen, im Munde. Ein Großteil der jagdbaren Tierarten ist jedoch ausgestorben oder vom Aussterben bedroht (z.B. Elch, Wisent, Luchs, Wolf, Wildkatze, Auer-, Birk-, Haselhuhn, Großtrappe, Adler, Falken, Geier), und das nach hundert Jahren waidmännischer Hege. Wenn Jäger von wildbiologischen Zusammenhängen, Nachhaltigkeit usw. reden, handelt es sich in Wirklichkeit um Jägerlatein und Müllbiologie.
Jäger behaupten: Spaziergänger, Reiter, Jogger, Fahrradfahrer, Pilze- und Beerensammler, Hundehalter, Foto- und Filmfreunde — sie alle vertreiben das Wild und gehören gemaßregelt. Gemäß wissenschaftlichen Untersuchungen in Österreich waren es zu 94 Prozent aller Fälle Jäger, welche Wildtiere zur Flucht veranlassen, zwei Prozent Forstarbeiter und nur zu 4 Prozent Erholungsuchende.
Es sind also die Jäger, die das Wild scheu machen. Sie versetzen das Wild in einen andauernden Kriegs- und Belagerungszustand. Reh und Rothirsch sind ursprünglich keine Waldtiere, sondern tagaktiv in der offenen Landschaft oder am Waldrand beheimatet. Nur der Jäger wegen verstecken sie sich tagsüber im Wald, wo sie dann Blätter und Knospen von den Bäumen fressen oder Rinde abschälen und so Schaden anrichten können.
Den Sinn der fanatischen Fuchsjagd kennt auch kein Mensch, dem keine Gehirnwäsche verpasst wurde.
Ist man einmal in den Fängen einer dieser sektenartigen Jagdgesellschaften, das Herz abgestumpft und verdörrt, gibt es fast kein Entrinnen mehr. Nicht Wenigen bleibt bei soviel Unkultur nur der Griff zur Flasche.
Lesen Sie auch: Jagd ist im Naturschutz ein großes Problem