Die Hysterie, die die (seit Monaten) dicht vor den Grenzen Deutschlands stehende und ungeduldig mit den Hufen scharrende Afrikanische Schweinepest auslöst, treibt seltsame Blüten.
So hat Mecklenburg-Vorpommern jetzt ein millionenschweres Sonderprogramm aufgelegt, das der dortigen Jägerschaft ein Kopfgeld von 25 Euro pro erlegtem Schwarzkittel garantiert. Die Prämie gibt’s auch für Jagdhunde, so sie tapfer in diese Entscheidungsschlacht ziehen. In erster Linie soll der Nachwuchs der wilden Sauen, die Frischlinge, unter Feuer genommen werden. Weil die Youngster empfänglicher für den gefährlichen Bazillus seien (... der in Deutschland allerdings noch gar nicht angekommen ist).
Für eine Handvoll (Euro-)Dollar mehr: Zwei Millionen spendiert die Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern der dortigen Jägerschaft, damit die bei der prophylaktischen Exekution von jungen Wildsauen (noch) mehr Einsatz zeigt. Illustration: Jürgen Heimann
Agrarminister Till (Eulenspiegel) Backhaus (EsPeDe) will die MV-Nimrods durch diese finanziellen Anreize zu weiteren Höchstleistungen anspornen. Er hofft, dass die Flurschützen ihre Abschussquote, die in der vergangenen Saison bei 60.500 Borstenviechern lag, auf mindestens 80.000 in der neuen Spielzeit steigern. Dies, wie Herr Bakschisch, ähm Backhaus betont, um die regionale Wutzmast-Industrie vor Ansteckung zu schützen. Das ist so, als würde man bei Ausbruch einer durch einen neuen Bazillus ausgelösten Grippewelle in den Trumpel-States, in Erdoganien oder Absurdistan in Thüringen alle Hartz-IV-Empfänger keulen, weil die sich theoretisch früher oder später ebenfalls infizieren könnten. Jäger- und Politikerlogik liegen so weit auseinander eben nicht.
Der für den Menschen ungefährliche Erreger kann von Wildschweinen auf Hausschweine übertragen werden. Um dieses Risiko auszuschalten, müssten erstere aber komplett ausgerottet werden. Was utopisch ist. Nicht nur deshalb, weil die Rüsseltiere oft cleverer als ihre Verfolger sind. Die Strategen in Meck-Pomm und anderen Frontstaaten berufen sich bei der Ausgestaltung ihres heldenhaften Abwehrkampfes auf das Friedrich-Loeffler-Insitut (FLI), die bundeseigene Forschungsstelle für Tiergesundheit. Die sieht die größte Gefahr einer möglichen Pest-Ausbreitung aber in der (illegalen) Einfuhr infizierter Schweine oder daraus generierter Fleisch- und Wurstprodukte aus Osteuropa. Dass eine noch exzessivere Wildschwein-Bejagung hierzulande das Einschleppungsrisiko reduzieren könnte, glauben die FLI-Experten hingegen nicht.
Typen wie Backhaus und Konsorten sowie die von ihnen protegierten Flintenträger haben aus den Erfahrungen der Vergangenheit nix gelernt. In den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hatte man bei der Fuchstollwutbekämpfung ja zunächst auch voll auf die Pulverdampf-und Giftgas-Lösung gesetzt. Das war, wie man heute weiß, ein Schuss in den Ofen. Aber hinter der aktuellen Strategie steckt ja noch viel mehr: hier der vollständige Artikel