Der rabiate Stürmer auf der Strafbank hat erst „rot“ gesehen und sich dann schwarz geärgert. So viele todsichere Torchancen – und keine wird genutzt. So ähnlich empfindet der ambitionierte Weidmann, wenn Schonzeiten sein Schussfeld eingrenzen. Er leidet ob all der verpassten und vertanen Möglichkeiten wie (s)ein Hund. Deshalb arbeiten er und seine Brüder und Schwestern im Geiste an allen Fronten darauf hin, den gesetzlich verbrieften Schutz, den bestimmte Wildtiere zu bestimmten Zeiten genießen, aufzuweichen oder ihn am besten gleich ganz abzuschaffen.
Die außerparlamentarische Pirschfraktion sucht sich Verbündete – auch und vor allem in der Politik und den parlamentarischen Gremien, die sie aber längst unterwandert und durchdrungen hat. Exemplarisch lässt sich das am Beispiel des Vogelsbergkreises in Hessen festmachen. Der dortige Kreistag hat mit überwältigender Mehrheit von 46 Stimmen und bei schlappen sechs Gegenvoten eine Resolution verabschiedet, die die Hessische Umweltministerin Priska Hinz veranlassen soll, Waschbären ganzjährig zum Abschuss frei zu geben – unter Berücksichtigung des Mutterschutzes zur Aufzuchtzeit. Das Papier in vollem Wortlaut hier.
SPD-Landrat Manfred Göhrig hat sich an die Spitze der Anti-Waschbär-Bewegung gestellt. Der passionierte Jäger hatte die „lieben Kameraden und Freunde“ bereits im Frühjahr aufgefordert, auf Privatgrund gefangene Waschbären ins Hessische Umweltministerium zu schicken. Um der Ministerin den Ernst der Lage zu verdeutlichen.
Einen entsprechenden und von reinem Populismus diktierten Schaufensterantrag hatte mit der vierköpfigen FDP-Riege eine der kleinsten und unbedeutendsten Fraktionen des Hauses formuliert. Christian Lindner, ihr großer, cooler (Bundes-)Vorsitzender, bemüht sich ja derzeit um eine entsprechende Lizenz zum Töten. Als freiheitlich denkender Mensch wolle er selbst auf die Jagd gehen, hat der Polit-Yuppie gegenüber dem Jäger-Magazin ausgeführt. Echt! Ähnlich haarsträubend sind die Begründungen, mit denen die Vogelsberg‘ler ihre Eingabe untermauern. Womit sich die Kalenderblatt-Weisheit eines unbekannten Verfassers bestätigt: Politik und dumme Sprüche kommen aus derselben Küche!
Dienst an der Waffe für den Artenschutz
In der Resolution ist unter anderem die Rede davon, die (aufopferungsvolle und natürlich völlig selbstlose) Hege bestimmter Niederwildarten würde durch eine „wildbiologisch nicht begründbare, überlange Schonzeit für Waschbären“ torpediert. Was auf eine partielle Entwertung des Jagdrechtes hinauslaufe. Das gängige Blabla also. Aber die Tierschützer im Lodenlook wollen sich da nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Durch ihren ehrenamtlichen Dienst an der Waffe sei es ihnen trotz massiver gesetzlicher Einschränkungen gelungen, den „negativen Einfluss“ der Kleinpetze während der Brut- und Setzzeiten auf Boden-, Baum- und Höhlenbrüter sowie auf Frösche, Lurche und Niederwild zu halbieren. Whoww! Reife Leistung.
Nun muss man wissen, und das tun auch die Jäger, dass der Speisezettel der maskierten Allesfresser zu 41 Prozent aus pflanzlicher Nahrung besteht, während wirbellose Tiere wie Insekten und Würmer einen Anteil von 44 Prozent daran stellen. Den Rest steuern kleine Wirbeltiere bei. Darunter, haben Untersuchungen ergeben, sind noch nicht einmal zwei Prozent Vögel. Würden die Behauptungen der Nimrods hingegen zutreffen, müsste die Mehrheit der Racoons über Nacht dem partiellen Vegetariertum völlig entsagt und ihre Ernährungsgewohnheiten komplett umgestellt haben.
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