Auf dem Landesjägertag am 10. Juni d.J. betonte Armin Laschet CDU, die „Bedeutung der Jagd für die Gesellschaft, den Natur- und Artenschutz sowie als Kulturgut“. Wenn Sie sich, liebe Leserinnen und Leser von Ihrem Lachanfall oder ihrem Weinkrampf erholt haben, lesen Sie nachfolgend bitte meinen Kommentar zu diesem Blödsinn:
Null Komma Vier Prozent der Menschen in Deutschland haben einen Jagdschein und (nehmen sich) damit das Recht, unsere Natur - meistens ohne Wissen des Grundeigentümers oder gegen seinen Willen - mit jagdlichen Einrichtungen zu verschandeln, unsere Wälder als Schießbuden zu missbrauchen und Tiere millionenfach zu quälen (hier ist nicht die Rede vom Blattschuss, der zum unmittelbaren Tod eines Tieres führt). Wo kann allein vor diesem Hintergrund von einer gesellschaftlichen Bedeutung der Jagd die Rede sein?
Laschet, CDU: "Bedeutung der Jagd für die Gesellschaft", Bild: Eilert Voss
Nistkästen aufhängen, Blühstreifen einsäen, Reflektoren an Straßen anbringen, Rehe im Winter füttern … derlei schöne Dinge werden immer wieder gerne von den Jagdverbänden als Alibi im Rahmen der „Hege“ hervorgehoben. Man rühmt sich den Tierbestand im Zaum zu halten, Artenschutz zu betreiben und Mensch und Tier vor Krankheiten zu schützen. Die Realität aber ist eine ganz andere:
Rehe, insbesondere aber Wildschweine werden hierzulande so intensiv und tabulos bejagt wie nie zuvor. Dennoch hat es in Deutschland nie so viele Rehe und Wildschweine gegeben wie heutzutage. Gründe dafür liegen zum einen im Nahrungsangebot für die Tiere, zu welchem nach wie vor Jäger durch illegale Fütterungen beitragen, im Trophäenkult, um den es vielen Jägern im Kern geht, und last but not least in den Gegenreaktionen der Natur. Auf Verluste durch die Jagd reagieren Wildtiere mit mehr Nachwuchs. Es kommen mehr Jungtiere pro Wurf zur Welt und es beteiligen sich bereits ein- oder zweijährige Tiere an der Reproduktion, die ansonsten im Rahmen stabiler sozialer Gefüge andere Aufgaben im Familienverbund hätten.
Im Zusammenhang mit dem Artenschutz verweisen Jagdverbände immer wieder auf Erfolge bei der „Raubwildbejagung“. Etwa eine halbe Million Füchse und mindestens 300.000 Dachse, Marder, Waschbären u.a. werden in Deutschland jedes Jahr für einen vermeintlichen Artenschutz getötet. Gleichzeit aber nimmt die Anzahl gefährdeter jagdbarer Arten seit über zwei Jahrzehnten kontinuierlich ab. Dazu Seite haben allein Jäger aus Nordrhein-Westfalen gem. der Streckenstatistik des Deutschen Jagdverbandes in den vergangenen zehn Jagdjahren von den im Bestand bedrohten Zielarten etwa 960.000 Fasanen, 1,1 Million Feldhasen, 32.000 Waldschnepfen und 8.800 Rebhühner getötet.
Allein in NRW wurden in 10 Jahren 1.100.000 Feldhasen abgeknallt - der Fuchs soll es ausbaden. Bild: Eilert Voss
Die Jagd trägt nicht nur nicht zum Artenschutz bei, sie führt auch mutwillig zu einer Verschlechterung der Situation der gefährdeten Tierarten. Noch nicht berücksichtigt ist dabei die Verhinderung und Zerstörung jeder Artenvielfalt durch die Jagd, insbesondere an Gewässern.
Jagdverbände sind anerkannte Naturschutzorganisationen, nur was sie betreiben, hat nicht annähernd etwas mit nachhaltigem Naturschutz zu tun. Diesen Verbänden geht es im Wesentlichen um die Durchsetzung egoistischer Jagdinteressen. Sie konzentrieren ihren „Naturschutz“ auf einige wenige Tierarten, die Jagdzeiten haben. Der Rest kommt unter die Räder ihrer Suzukis oder wird nach Gutdünken erschossen, erschlagen, abgestochen. Viele Kleintierjäger können kaum den Baummarder vom Steinmarder unterscheiden, Zugvogeljäger fällt es schwer den Vogel als Stockente (hat Jagdzeit) oder als Schnatterente (keine Jagdzeit) auszumachen.
Unter Armin Laschet wird sich im Hinblick auf den Natur-, den Arten- und den Tierschutz in NRW wohl nichts zum Guten wenden. Mit der Demontage der wenigen Tierschutzverbesserungen des Ökologischen Jagdgesetzes, welches unter Rot-Grün verabschiedet wurde, wurde unter dem NRW-Ministerpräsidenten bereits begonnen. Die Ausnahme vom Verbot der Baujagd am Kunstbau wird zur Regel. Damit wird das aktuelle Gesetz bereits ad absurdum geführt. Den Jägern hat Laschet weitere Zugeständnisse avisiert. Tierschutz spielt für Laschet - so lange die Bürger nicht auf die Barrikaden gehen - keine Rolle, Tierschutz ist für Laschet wohl nicht mehr als ein politischer Spielball. Zuständig für Umweltfragen, Landwirtschaft und Jagd ist übrigens die Massentierhalterin Christina Schulze Föcking, der schwere Missstände in ihrer eigenen Schweinehaltung nachgesagt werden.
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