Als am 28. Mai 2015 das „ökologische“ Jagdgesetz der rot-grünen Landesregierung in Nordrhein-Westfalen wirksam wurde, war einer als wichtig herausgestellten Punkte das grundsätzliche Verbot der tierquälerischen Baujagd auf Füchse und Dachse …. allerdings mit der Ausnahme, die Baujagd auf Empfehlung der Forschungsstelle für Jagdkunde im Kunstbau für Füchse zuzulassen. Diese Ausnahme konnte bereits im Herbst des Jahres großzügig auf etwa der Hälfte der Landesfläche beantragt werden. Schon mit dieser unter dem Begriff „Gebietskulisse“ publizierten Ausnahmemöglichkeit hatte das damals grüne Umweltministerium seine eigene Gesetzgebung hinsichtlich der Baujagd unterwandert.
Die hochschwangere Füchsin hat bei der Baujagd keine Chance zu entkommen
Bild: Timo Litters
Baujagd ist eine von vielen Tierquälereien bei der Fuchsjagd. Sie wird ausgeübt - legal -, wenn die hochschwangere Füchsin im Fuchsbau ihre Jungen erwartet oder - gesetzeswidrig- , wenn die Füchsin mit ihren wenigen Tagen oder Wochen alten Welpen an den Bau gebunden ist.
An der Baujagd nehmen mehrere Jäger teil und einer, manchmal mehrere Hunde. Der an gefangenen Füchsen scharf gemachte Hund wird in den Bau geschickt, um die Füchsin den an den Ausgängen des Fuchsbaus bereitstehenden Jägern vor die Flinten zu treiben. Die Füchsin hat bei dieser Jagdart keine Chance ihren Häschern zu entkommen. Bei Beißereien unter der Erde werden häufig auch die eingesetzten Hunde verletzt.
Jäger haben kein Erbamen: erst werden die Welpen getötet, dann die Fuchsmutter. Allerdings ist das illegal. Bild: Fabien Gagnon
Die Forschungsstelle für Jagdkunde in Bonn rät nun dem Umweltministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, die Baujagd im Kunstbau auf das ganze Land auszuweiten. Der Kreis Gütersloh – hier gibt es etwa 340 Kunstbaue -, möglicherweise auch weitere Kreise, machen bereits Gebrauch davon. Nach Meinung von Wildtierschutz Deutschland wird hier durch das Land Nordrhein-Westfalen Gesetzesbruch begangen, denn wenn die Ausnahme vom Baujagdverbot zur Regel gemacht wird, gibt es das Baujagdverbot nicht mehr.
Zur Begründung weist die Forschungsstelle auf den starken Rückgang heimischer Arten wie Feldhase, Fasan und Rebhuhn sowie einem Anstieg der Fuchspopulationen hin. Um diesem vermeintlichen Ungleichgewicht entgegenzuwirken, „bittet“ der Kreis Gütersloh mit Verweis auf die Empfehlung der Forschungsstelle die Jäger Raubwild intensiv im Kunstbau und mittels weiterer Jagdarten zu bejagen.
Woher die Forschungsstelle die Erkenntnis hat, dass die Fuchsjagd im Allgemeinen und die Baujagd im Speziellen eine Auswirkung auf die Stabilisierung des Bestands von Feldhase, Fasan und Rebhuhn haben könnte, ist schleierhaft.
Nicht nur, dass Jäger in Gütersloh und anderen Teilen von NRW im Jagdjahr 2015/16 noch fast 50.000 Hasen (vor 5 Jahren noch 127.000, vor 10 Jahren 170.000) erschossen haben, 37.000 Fasanen (100.000 / 176.000) und 523 Rebhühner (865/1.862), es gibt auch nicht eine wissenschaftlich belastbare Forschungsarbeit, die belegen kann, dass die Fuchsjagd stabilisierend auf die Bestände der genannten Arten wirkt. Allein die Zahlen sprechen für sich … man sollte vielleicht auch noch wissen, dass allein in NRW in den vergangenen 10 Jahren über eine halbe Million Füchse durch Jäger getötet wurden. Die Jagd auf den Fuchs und andere Beutegreifer war also schon immer sehr intensiv.
Jäger in NRW haben in den letzten 10 Jahren ca. eine Million Feldhasen erschossen.
Bild: Berndt Fischer
Die Hauptursachen für den Rückgang der oben genannten Arten sind die intensive Landwirtschaft, Monokulturen, der Verlust von Lebensraum, der Verlust der Nahrungsgrundlage: Insekten für Rebhühner und Fasanen und die Vielfalt an Kräutern für den Feldhasen. Und last but not least die Jagd selbst.
Auf der anderen Seite gibt es genügend Forschungsarbeiten von Wissenschaftlern, die weitgehend übereinstimmender Meinung sind, dass mittels der Fuchsjagd Fuchsbestände nicht reguliert und schon gar nicht reduziert werden können. Dazu gehören Bellebaum/Langgemach, Harris, Michler, Baker, Kaphegi/Breitenmoser u.a.
Quellen
die-glocke.de vom 30.10.2017
Bellebaum/Langgemach: Prädation und der Schutz bodenbrütender Vogelarten in Deutschland
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